TIERRA DEL FUEGO

Feuerland- wir haben das südlichste Ziel unserer Reise erreicht!

CHILENISCHER TEIL

Von Punta Arenas aus nahmen wir die Fähre über die Magellanstraße zu dem Archipel, welcher aus der Hauptinsel Feuerland und einigen südlich vorgelagerten Inselchen besteht und der südlichste Punkt der Erde ist, der nicht vom ewigen Eis überlagert ist.

Wir hatten Glück, denn normalerweise muss die Fähre für Autos vorgebucht werden, aber an diesem Tag war für unseren „G“ noch ein Platz verfügbar. So wurde das Auto auf der Ladefläche gut verzurrt und wir haben uns in den kleinen Passagierbereich begeben. Ein kurzer Gang über die Reeling verschaffte uns den Besuch auf der Brücke, denn der Kapitän winkte uns sogleich zu sich herein und erzählte uns von Land, Leuten, Wind, Wetter und sich (!). Besonders stolz war er wohl auf sein „jugendliches“ Aussehen und betonte ungefähr dreimal, dass er jeden Tag Karate praktiziere und sich die Haare färben würde. Aha! Wir konnten nicht anders und mussten nach seinem tatsächlichen Alter fragen: 67 Jahre. Ein Jahr noch und dann würde er nach einem arbeitsreichen Berufsleben auf zahlreichen verschiedenen Schiffen in den Ruhestand gehen.

Auf dem Schiff lernten wir auch Juan kennen, der an der Anlegestelle in Bahia Chilota ein kleines Restaurant betreibt und nebenbei auch noch Touren für Touristen rund um Feuerland und Patagonien anbietet. Er hat uns tolle Infos für den chilenischen Teil Feuerlands gegeben und uns viel über Flora und Fauna und zur Geschichte der Insel und auch zu seiner Familie erzählt. Nach zweieinhalb Stunden Überfahrt erreichten wir Feuerland und um einen guten Start zu haben, wählten wir eine kleine Stärkung in Juan´s Restaurant. Mit einer gemischten „Meeres-Platte“, die vorzüglich geschmeckt hatte, überraschte er uns und so kamen wir in den Genuß von Fisch und Meeresfrüchten, die wir so sicher nicht probiert hätten. Außerdem hatten wir mit Juan eine nette Gesellschaft und viel Unterhaltung mit nützlichen Infos.

Kurz nach der Anlegestelle kamen wir durch die größte chilenische Stadt auf Feuerland, Porvenir („Hoffnung“) mit seinen 5000 Einwohnern. Recht nett, aber sehr verschlafen wirkte der Ort zur Mittagszeit, aber wahrscheinlich steppt auch sonst nicht gerade der Bär dort.

Für uns ging es auf der landschaftlich schönen Strecke in Richtung Osten und dann in den Süden und wir haben die Bahia Inutil, die nutzlose Bucht, umfahren, bis wir in das kleine Örtchen Cameron kamen. Noch einmal etwa 100 Kilometer südöstlich von dem Ort hatten wir unser Ziel, den Lago Blanco erreicht. Nicht ohne auf dem Weg einen Halt an einem alten Goldschürfbagger, der 1904 aus England importiert worden war, einzulegen und die vielen Guanakos und Nandus zu beobachten, die wieder einmal zahlreich auf dem Weg durch die Steppe vertreten waren.

Je näher wir zum See (Lago Blanco) kamen, umso grüner und waldreicher wurde es. Eine wunderschöne Zufahrt durch den Wald, in dem zahlreiche Parasiten in den Lenga- Bäume nisten und denen die Kräfte entziehen, führte uns zum See. Entweder in Form von „Männerbart“ (wie grünes Lametta), „chinesische Lampions“ (gelbe Kugeln) oder „Indianerbrot“ (geschwulstartige knoten in den Astgabeln), wie die Feuerländer zu diesen Baumschmarotzern sagen.

Am See angekommen sahen wir, dass es nur eine kleine Hütte dort gab und ein Hinweisschild auf ein Hotel, welches wir allerdings nicht entdeckt hatten. Und ganz viel wunderschöne Natur!

Die Neugier trieb uns zu der Hütte und so lernten wir Raul und seine sechs Hunde kennen, welche dort lebten und der Biberjagd nachgingen. Bzw. Raul war der Biberjäger und seine Hunde waren für die Fleischverwertung zuständig. Das Fell verkauft er und hat uns auch sogleich eine Einweisung in das Häuten eines Bibers gegeben. Etwas von ihm entfernt schlugen wir unser Lager auf und blieben erstmal ein paar Tage dort! Spaziergänge, Lagerfeuer, Lesen, Autowarten usw. waren unsere Tätigkeiten an den Tagen und abends verbrachten wir die Zeit schon früh im Schlafsack, da es an die Nullgradgrenze ging und die Standheizung ihren Geist aufgegeben hat!

Als wir am vierten Tag unsere Sachen zusammengepackt hatten und losfahren wollten, mussten wir bemerken, dass noch etwas anderes seinen Geist aufgegeben hat: unsere Starterbatterie! Na prima und das im Nichts, wo nur der Biberfänger unser Nachbar war und der bis spät abends auf Jagd war. Mario hat alle Register gezogen, um den „G“ irgendwie zum Laufen zu bringen, doch nichts half und wir lagen fest.

Entweder warten oder loslaufen und zu einem Hof gehen, der bestimmt 15 Kilometer entfernt lag und von dem wir uns aber gar nicht sicher waren, ob es dort ein Auto gab. Auf der Hinfahrt hatten wir nur einen Chilenen mit Pferd gesehen. Mario entschied sich für die zweite Option und marschierte los. Zum Glück kam ihm nach einer Stunde Fußmarsch ein Auto entgegen, in dem vier Chilenen saßen, die für ein verlängertes Angelwochenende zum See wollten. Was für ein Glücksfall für uns, denn natürlich war es für sie keine Frage uns zu überbrücken und wir konnten mit Verzögerung unsere Fahrt an dem Tag beginnen.

Weit sind wir zwar nicht mehr gekommen, aber immerhin hatten wir wieder ein interessantes Grenzerlebnis. Vom See aus, so sagte uns Juan auf dem Schiff, gab es in 20 Kilometer Entfernung einen Grenzübergang, der aber in unserer Karte gar nicht eingezeichnet war. Wir vertrauten auf die Info und sind somit nicht über den Hauptgrenzübergang Feuerlands zwischen Chile und Argentinien gefahren, sondern eben über diesen Kleinen. Auf chilenischer Seite haben sich die Grenzbeamten auch gleich aus ihrem Wohnzimmer erhoben und sich zu dritt hinter dem Schalter aufgebaut. Einer für die Personenausreise, einer für das Auto und die Aufgabe des Dritten war uns nicht ersichtlich. Er stand halt dort!

Um dann zur argentinischen Seite zu gelangen mussten wir uns erst Zugang durch ein Gatter verschaffen und schließlich durch einen Fluss fahren, der nicht gerade flach war und wir froh um unseren Allradantrieb waren. Die argentinische Zollstation wirkte noch verschlafener als die chilenische und wir waren wahrscheinlich seit Tagen das erste Fahrzeug, dass hier entlanggekommen war.

Zumindest ließ es der argentinische Grenzbeamte recht locker angehen und war peinlich berührt, als wir ihn beim Fernsehschauen von Filmen, die in der Videothek in der Ecke ab 18 Jahren stehen, erwischt hatten! Noch immer verwirrt schnallte er zunächst mal seine Pistole um und brachte auch den Rest seiner Garderobe in Ordnung, bevor er sich mit uns und unseren Pässen auseinander setzte. Den Einreisestempel hatten wir bald darauf im Pass, um dann zu erfahren, dass wir mit ihm kommen sollten, um die Formalitäten für das Auto zu erledigen. So sind wir über die Wiese hinter ihm hergestapft, um an einem anderen Gebäude zu klopfen und darauf zu warten, dass nach 5 Minuten die Tür geöffnet wurde. Total verschlafen im Schlafanzug und mit Puschen an den Füßen öffnete uns jemand und stellte sich als der Mensch vom Zoll vor. Entweder war er neu im Geschäft, zu verschlafen oder es fährt tatsächlich kein Auto über den Grenzübergang, aber der Herr hatte gar keinen Plan. Unsere Hilfe in Form einer Kopie vorheriger Zollformulare wollte er auch nicht annehmen und so haben wir uns auch nicht aufgedrängt und ihn machen lassen. 30 Minuten später standen wir mit vier Formularen in der Hand vor der Tür, wo normalerweise nur eines nötig ist!

Egal, Grenzbeamter Nummer 1 hat den Schlagbaum geöffnet und der einzige, der sich über unsere Ankunft gefreut hatte, nämlich der Hund, hat uns mit lautem Gebell verabschiedet.

 

Ein Kommentar zu “TIERRA DEL FUEGO”

  1. Jürgen und Ursel

    Hallo, ihr 2,
    bevor ich mich an das Schmücken des Weihnachtsbaums mache, den habe ich gestern mit Elmar und Nils bei Bekannten in Wolfhagen frisch abgesägt, will ich euch beiden doch schnell noch eine Weihnachtsgruß nach Feuerland schicken. Die neusten Berichte und Bilder sind wieder toll. Macht im neuen Jahr so weiter. Ich vermute, es wird auch für euch nach Abschluss der Reise die beste Erinnerung sein, da doch viel bei den massenhaften Eindrücken verloren gehen würde. Nun wünsche ich euch nochmal auch fern der weihnachtlichen Heimatstimmung ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest, um den Sinn dieses Festes recht zu verinnerlichen.
    Liebe Grüße,
    Jürgen und Ursel mit der ganzen Sippe

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