ZICK- ZACK IM GRENZGEBIET


Nicht um möglichst viele Stempel in den Pass zu bekommen, wechselten wir die Grenze zwischen Chile und Argentinien mehrmals, sondern um die rechts und links der Grenze liegenden schönen Seen-, Berg-, Vulkan- und Fjordlandschaften zu entdecken.

Nachdem wir wieder in Argentinien waren, haben wir die Stadt Esquel als kurzen Zwischenstopp genutzt und sind dann aber gleich weiter in den Parque Nacional Los Alerces, 60 km westlich von Esquel gefahren. Entlang vieler schöner, wohl auch fischreicher, Seen führte uns die Piste und die Berge in dem Park erreichen Höhen von 2300 Metern.

Das eigentlich bemerkenswerte sind aber die Bäume, die dem Park den Namen geben: Die Alerce, die auch als patagonische Zypresse bekannt ist. Die Bäume sind uralt, werden auf 3500 Jahre geschätzt und zeichnen sich durch besonders hartes und wertvolles Holz aus. Der Grund, warum ihre Bestände stark zurückgegangen sind und die wenigen verbliebenen Riesen nun im Nationalpark geschützt werden. Trotz der vielen Leute –es sind Sommerferien in Argentinien und Chile!- haben wir ein schönes Plätzchen an einem der Seen gefunden und konnten noch lange bei angenehmen Temperaturen draußen sitzen und die Sonne beobachten, wie sie hinter den Bergen verschwunden ist. Doch dann wurde es auch sogleich kalt!

 

Kaum waren wir aus dem Park draußen, erwartete uns eine große Baustelle und wir haben zugesehen, dass wir diese schnell passierten. So war der Tag mit Fahren ausgefüllt und wir haben am Abend unser Lager kurz vor El Bolson aufgeschlagen und auch sofort Besuch von Benito bekommen. Der Gaucho wollte doch mal sehen, wer wir sind und was wir so machen und hat Mario netterweise auch Tipps für die fischreichen Gewässer gegeben.

Ein herrliches Bild: Benito auf seinem Pferd, wild gestikulierend neben Mario hin und herreitend, der gar nicht so schnell wusste, wo er denn alles die Angel reinwerfen sollte. Fisch gab´s trotzdem nicht! Dafür war Benito noch der Meinung, dass ein Foto von mir auf seinem Pferd klasse sei und drängte mich zum Aufsitzen.

In El Bolson, dem „Hippie- und Aussteigerort“ Argentiniens der 70er Jahre, der heute hauptsächlich vom Tourismus lebt, gab es ein Hopfenfest. (Der Hopfenanbau ist ein weiterer Wirtschaftsfaktor der Region.) Doch außer einer Bude, die Bier angeboten hat, haben wir nichts vom Hopfenfest gesehen! Die Verkäufer von Kunsthandwerk waren eindeutig in der Überzahl, doch vielleicht ging es auch erst abends richtig los, als wir schon Richtung Bariloche aufgebrochen waren.

 

San Carlos de Bariloche, eine 100.000 Einwohner große Stadt liegt an der Ostseite des Lago Nahuel Huapi und die Region hat den Ruf, die „Schweiz“ Argentiniens zu sein. Tatsächlich erinnert das Landschaftsbild mit den schneebedeckten Bergen, den Seen und Wäldern daran, doch den (lebendigen) Bernadiner mit Fässchen um den Hals als Fotomotiv auf dem Plaza hätten sie sich sparen können!

So lebt die Stadt auch hauptsächlich vom Tourismus, im Sommer kommen die Wanderer und im Winter die Skifahrer, und von der Schokoladenherstellung. Was für ein Traum: in vielen Cafés und Geschäften werden die Köstlichkeiten angeboten und der Variation ist keine Grenze gesetzt. Da ist sogar Mario, der sonst keine Schokolade isst, schwach geworden!

Den im Reiseführer abgepriesenen Circuit Civico, eine kleine Rundfahrt am See entlang haben wir als Flucht aus der überfüllten Stadt gewählt, doch viel besser war es in diesem Gebiet auch nicht. Ein Hotel am anderen, Campingplätze, Ferienhäuschen, Pensionen und vom See hat man gar nichts gesehen. Schade, wirklich gelohnt hat sich der Abstecher nicht, aber auch hier haben wir trotzdem etwas Schönes zum Bleiben gefunden!

 

Ruhiger und weniger überlaufen wurde es wieder auf der chilenischen Seite. Beim Grenzübergang ist der chilenische Grenzbeamte diesmal in fast jeden Schrank hinein gekrabbelt und hat aber trotzdem unser verstecktes Obst und Gemüse nicht gefunden. Fruchtfliege hin oder her, aber man kann ja nicht immer alles vorher verzehren oder noch schlimmer wegwerfen.

Vorbei am Lago Puyehue sind wir in Richtung des Lago Rupanco´s gefahren und haben ihn gesehen: den Vulkan Osorno. Ganz kurz hat er sich für uns wolkenfrei präsentiert und war 10 Minuten später bereits wieder von Wolken umhüllt. Ein wunderschöner Vulkan wie aus dem Bilderbuch mit einer gleichmäßigen Kegelform, dessen Gipfel von Schnee bedeckt ist.

Auch am nächsten Vormittag hatten wir kein Glück, es war wolkig und seit langen hat es wieder einmal geregnet. So haben wir uns in, am Lago Llanquihue gelegenen Städtchen Frutillar im Restaurant „Bauernhaus“ leckeren Kaffee und Kuchen gegönnt und uns in dem von Deutschen gegründeten Ort umgeschaut.

Bei immer besser werdendem Wetter ging es weiter nach Süden bis Puerto Montt und wir durften die Hauptstadt der X. Region Los Lagos bei Sonnenschein besichtigen. Die wachsende Industriestadt lebt hauptsächlich von ihrem Hafen mit den vielen Fischerbooten und Frachtschiffen, aber auch großen und kleinen Fährschiffen, die durch die Fjorde und Kanäle nach Südchile fahren. Auch ein großes Kreuzfahrtschiff hatte gerade angelegt.

Wir sind vorbei an den vielen Kunsthandwerker- und Lebensmittelständen, an denen es unter anderen nicht gerade verlockend aussehende getrocknete Muscheln und Algen gab, zum Fischereihafen. Dort war ein „Mini-Restaurant“ (ähnlich asiatischer Garküchen) an das andere gereiht und die Damen hinter den Kochtöpfen, die mitten im Weg standen, verstanden es, uns das Essen schmackhaft zu machen. Ob Fisch oder Muscheln oder sonst irgendwelche Meeresfrüchte, hier garte und briet alles und wir waren neugierig auf die teils befremdlich aussehenden Sachen. Bei „Peron“ ließen wir uns ein paar der Köstlichkeiten servieren und waren von Krabben, Loco und Fischsuppe, oder war es doch Algensuppe?, sehr begeistert!

Nach Puerto Montt entschieden wir uns für einen Abstecher zur Carretera Austral, die uns scheinbar nicht loslassen wollte, aber nur, um von dort mit kurzer Überbrückung per Fähre um einen Fjordarm herumzufahren und von dort an den Lago Todos los Santos zu gelangen, von wo wir einen herrlichen Blick auf den Osorno hatten. Blauen Himmel, Sonnenschein und keine einzige Wolke! Also doch noch!

 

Ein Kommentar zu “ZICK- ZACK IM GRENZGEBIET”

  1. Carsten / topfloor

    Bin auf Euch im Mercedes Offroad Magazin gestoßen und habe diesen Blog gegoogelt, wegen Eures KS Autokennzeichens. Habe selber mal in Elmarshausen / Wolfhagen gewohnt und lese nun – gerade auf Reisen in Boston – Euren Blog. Danke für das teilen Eurer Reise und die feinen Bilder. Alles Gute von einem Fritzlarer Defender-Fahrer aus der Ferne, Carsten

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