MUTIGE JUNGS

Wir haben lange die Karte von Mexiko studiert und noch länger überlegt, wie wir durch dieses große Land fahren sollten. Schweren Herzens mussten wir eine Entscheidung treffen, die sich leider gegen viele der Sehenswürdigkeiten gerichtet hat. Wir haben nun schon Ende Mai/Anfang Juni und der Weg bis Alaska ist noch weit…

Nachdem wir die Grenze nach Mexiko überschritten hatten, fuhren wir die Pazifikküstenstraße entlang durch die feuchtheiße Ebene Chiapas. Die Region wird landwirtschaftlich genutzt und die Straße war gesäumt von Bananen-, Zitrus- oder Mangoplantagen und wohlgenährten Rindern! Allerdings auch von jeder Menge Müll. So viel, wie hier im Süden Mexikos haben wir noch nirgendwo am Straßenrand liegen sehen. Ob Plastikflaschen, Tüten oder anderer Hausrat; alles fliegt herum und stört niemanden. Selbst dass die zahlreichen toten Hunde, Kühe oder Pferde am Straßenrand einen enormen Verwesungsgestank verbreiten, scheint niemand zu interessieren.

Mit ein paar Übernachtungsstopps, meist an Tankstellen, sind wir gut vorwärts gekommen und hatten nach ein paar Tagen Acapulco erreicht. Dort fanden wir einen Campingplatz, der zwar mitten in Renovierungsarbeiten steckte, aber trotzdem ein Plätzchen für uns bereithielt. Die Stadt selbst mit den großen Hotels, schicken Clubs und Restaurants hat weniger unserem Geschmack entsprochen und so haben wir den Weg nach La Quebrada im Westen der Stadt gesucht, wo wir uns die „mutigen Jungs“ ansehen wollten. La Quebrada ist eine 42 Meter hohe Felsklippe, von der sich seit 1934 wagemutige Felsenspringer in die anrollende Welle der nur fünf Meter breiten und nicht sehr tiefen Bucht stürzen. Zu festen Uhrzeiten am Tag finden die „Shows“ statt und so haben wir bis zum Abend gewartet, bis sich die sechs Jungs an verschiedenen Stellen des Felsen postiert haben und nacheinander gesprungen sind. Dabei hat jeder von ihnen seine ganz persönliche Show abgezogen und der letzte Springer hat sich ordentlich feiern lassen, bis er schließlich von ganz oben in die Fluten gesprungen ist!

Nach den Tagen in der Stadt hieß es dann wieder Weiterfahren, um die zahlreichen Kilometer Mexikos zu bezwingen. Wir haben immer schöne Plätze am Meer gefunden, um eine Pause einzulegen oder um die Nacht dort zu verbringen. Mal durchfuhren wir trockene Küstenebenen, in denen wir zügig vorwärts kamen, aber es ging genauso durch hügeliges, bergiges Gebiet, welches uns mit den zahlreichen Kurven, Ab- und Auffahrten nicht so recht vorwärts kommen ließ. Auch die vielen Militärkontrollen auf der Strecke zwangen uns zu einer Pause. Nie wurden wir durch gewunken und mussten immer sämtliche Türen und Schränke des “G´s“ für die Blicke der Soldaten öffnen. Ob das nun gerade effektiv war, sei dahin gestellt, aber wir hatten ja auch nichts zu verheimlichen und weder Drogen noch Waffen an Bord. Andere Geschwindigkeitsunterbrechungen befanden sich in jedem Ort in Form von „Topes“. Das sind betonierte Hügel auf der Straße, die als Geschwindigkeitsregulierung dienen sollen. Problematisch sind sie, wenn sie schlecht oder gar nicht gekennzeichnet sind und man trotz geringer Geschwindigkeit fast darüber fliegt und mit einem lauten Krach wieder auf der Straße aufsetzt. Zum Glück haben wir eine komfortable Federung!

Da erschien uns die ausgewiesene Autobahn nach Guadalajara als willkommene Alternative und bis zur Zahlstation hatten wir auch Spaß auf dieser. Aber mit umgerechnet 10 Euro pro 100 Kilometer verloren sie uns als Verkehrsteilnehmer wieder ganz schnell und wir hangelten uns weiter von Topes zu Topes. Nach Guadalajara führte uns der Weg durch ausgedehnte Maguey-Felder. Das sind die stacheligen, blaugrauen Kakteen, aus denen Tequila gewonnen wird. Und bald schon standen wir auch schon in der staubigen Kleinstadt mit dem Namen Tequila und begaben uns auf die Suche nach einer Destillerie, die wir besichtigen wollten. Leider erfolglos. Vielleicht aber auch nicht das Schlechteste, denn was ist der Besuch einer Destillerie, wenn man doch nicht kosten kann, da man noch weiterfahren möchte?!

Weiter ging es über Mazatlan, wo wir den nördlichen Wendekreis überquert und somit die tropische Zone verlassen haben, nach Los Mochis und per Schiff auf die Baja California.

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