ERWIN’S GOLD UND INGO’S HÜTTE
Es scheint, als ob Supermärkte für uns die kommunikativsten Plätze wären…, denn in Dawson City lernten wir im „General Store“ Erwin kennen. In einer netten Unterhaltung erfuhren wir, dass er bereits 1961 Deutschland verlassen hatte und nach Kanada ausgewandert war. Er lebt seitdem in Whitehorse und verbringt die kurzen Sommermonate aber in Dawson City, um nach Gold zu suchen!
Klar, dass damit unser Interesse geweckt wurde und wir im nächsten Moment zu seinem Claim eingeladen waren. Und schnell war die Anfahrtsskizze zu seinem „Nugget Gulch“ auf die Rückseite des Kassenzettels gezeichnet.
Wir hatten gelesen, dass auch heute noch in der Gegend um Dawson City bis zu 2200 kg Gold im Jahr gefunden würden (zur Blütezeit waren es damals 34.000 kg), doch so richtig vorstellen konnten wir uns das nicht. Vor allem, wie die Leute das anstellen würden. Unsere Vorstellung von Erwin´s Goldsuche ging daher auch in die naive Richtung, sodass wir ihn mit Goldwaschschüssel am Fluss vor uns sahen. Zumal er es (als Rentner) als Hobby betreibt. Doch was uns an seinem abgesteckten Claim erwartete, übertraf alles.
Als wir ankamen saß Erwin im Führerhaus eines großen Schaufelbaggers und war gerade dabei, Erdhaufen von A nach B zu verfrachten. Und dieser Bagger war nicht die einzige große Maschine; ein ganzer Fuhrpark stand in dem ausgebaggerten Creek bereit!
Nach dem Willkommen gab es zunächst einmal eine Einführung in die Gesteinskunde und Erwin erzählte uns, wo und wie sich das Gold in der Theorie (!) im Berg befindet. Die Erklärung der Maschinen und der Abläufe lief dann nebenbei, denn wir sahen ja, welche Schritte mit welcher Maschine gemacht wurden.
Zunächst wurden ca. 45 große Baggerschaufeln Gestein in die große Goldwaschanlage geladen. In dieser wurden unter hunderten Litern von Wasser und Schütteln und Rütteln große von kleinen Steinen getrennt und der Schlamm gut durchgewaschen. Das Wasser wurde von einem künstlich angelegten Teich zur Maschine gepumpt und in einen anderen Tümpel wieder zurückgeleitet. Nach einer Stunde war der Teich fast leer und der Steinhaufen war in der Goldwaschanlage getrennt und sortiert worden. Nun reinigte Erwin mit Marios Hilfe die Anlage. Und dabei entdeckten wir das erste Goldnugget. Ja wirklich, ein 1 cm großes Stück Gold! Aber wir erfuhren auch sogleich, dass das ein Glücksfall war und sahen, dass die anderen Goldstückchen den Namen „Stückchen“ verdient hatten.
Doch bevor es mit dem Fund der „Anderen“ soweit war, musste in einem langen Arbeitsgang die Maschine und all ihre kleinen Eckchen sauber gemacht werden. Der „gute“ Schlamm, in dem sich Gold befinden könnte, wurde in Eimer gefüllt und die Teppiche, über die die Schlammasse geleitet wurde, mussten rausgeholt und ausgespült werden. Keine schöne Arbeit und gerade an einem so regnerischen Tag, wie wir ihn bei Erwin erwischt hatten, nicht die Tollste!
Ein paar Kellen Schlamm wusch Erwin schließlich mit der Schüssel am Bach aus und den Rest füllten wir nach und nach in eine kleinere Goldwaschmaschine. Nach gleichem Schüttelprinzip wurden auch hier die verschiedenen Steine getrennt und das Gold setzte sich aufgrund der Schwere am Boden ab. Nach vielen Waschgängen war die Arbeit schließlich getan und das Gold präsentierte sich in der Schüssel vor uns: wir waren begeistert! Richtiges Gold!!! Und wir bekamen sogar einige kleine Goldstückchen geschenkt.
2200 kg waren es zwar nicht gerade, doch wir sind ja sowieso nicht davon ausgegangen, dass wir den Jahresrekord brechen würden. Erwin war aber nicht sonderlich begeistert über die Ausbeute und wollte es am nächsten Tag an einer anderen Stelle probieren. Was für ein Hobby!
Wir durften Dawson City nicht verlassen, ohne unseren wichtigsten Auftrag dort erledigt zu haben. Dieser stand bereits vor unserer Abreise vor nun fast einem Jahr in Deutschland fest und lautete: Ingo´s Hütte.
Ingo ist ein Freund von uns und hat den Sommer 1990 in Kanada verbracht. Zusammen mit einem Freund hat er in der Nähe von Dawson City am Yukon River einen Claim abgesteckt und auf diesem ein kleines Blockhaus errichtet. Die Erzählungen und Geschichten um diese Blockhütte sind immer sehr abenteuerlich und interessant, sodass für uns klar war, wir wollen uns das Ganze mal ansehen. Und außerdem hatten wir oben besagten Auftrag von Ingo, mal nach dem Rechten zu sehen und die ein oder andere Ausbesserungsarbeit zu übernehmen.
Allerdings mussten wir erst einmal jemanden finden, der uns den Yukon hinunter zur Hütte fahren würde. Denn sie lag nach Ingo´s Beschreibung ca. 16-20 km nördlich von Dawson City an einem kleinen Bach namens „Quebec Creek“ und war nur über das Wasser zu erreichen. Wir lungerten also ein wenig am kleinen Hafen von Dawson City herum, dort wo ein paar Motorboote lagen und fragten uns nach einer Fahrgelegenheit durch. Leider waren nicht allzu viele Leute bei ihren Booten, doch nach einer Weile trafen wir John und er erklärte sich bereit, uns hinzubringen. Von einem Quebec Creek hatte er zwar noch nie gehört, aber da uns Ingo mit ungefähren GPS-Koordinaten ausgestattet hatte, waren wir drei bei der Abfahrt recht zuversichtlich, dass wir die Hütte finden würden.
Mit der Strömung fuhren eine halbe Stunde flussabwärts nach Norden und legten an einem Bachzulauf am Ufer an. Das Boot war schnell vertaut und John hatte sichtlich Spaß, uns bei der Suche zu begleiten. Jetzt war er auch neugierig geworden! Laut Ingo lag die Hütte ca. 3 Minuten zu Fuß vom Yukon entfernt und wir merkten nach 10 Minuten durch dichten Wald, dass wir wohl auf der falschen Seite des Quebec Creek suchten. Also sprangen wir durch den Creek, holten uns nasse Füße und setzten die Suche auf der vermeintlich richtigen Seite fort. Und dann sahen wir sie auch schon: Ingo´s Hütte! Wow.
Damals nur mit Axt und Säge gebaut, hat sie all die Jahre gut überstanden und sämtlichen kanadischen, harten Wintern getrotzt. Gute Arbeit! Lediglich in einer Ecke des kleinen Raumes war es feucht und die Balustrade war leicht morsch und wackelig.
Tja Ingo, den von dir gewünschten Ofen konnten wir leider nicht auftreiben und aufstellen, doch wenn du mit deinen Kindern bald hinfährst, brauchst du ja auch noch ein Projekt. Das Auskundschafts-Auftrag haben ja nun wir ausgeführt!
am 25. August 2007 um 05:01 Uhr.
Hallo, ihr Gold- und Hüttensucher!
Das war wieder ein klasse Bericht! Toll, dass ihr Ingos Hütte gefunden habt, die Frage ist, wie lange das Dach dem Baumbewuchs standhält. Schön, dass ihr nicht auch dem Goldrausch verfallen seid und euch weiter auf den Weg Richtung Heimat macht. Dazu weiter gute Fahrt und heiles Ankommen.
Liebe Grüße,
Jürgen und Ursel
am 26. August 2007 um 18:14 Uhr.
Tja, da werde ich wohl bei der RCMP Anzeige gegen unbekannt erstatten müssen, denn in der Hütte fehlen die Bretter vom Regal, vom Bett, Tisch und Bank sowie die Werkzeuge, aber ich habe die gelbe Sirupflasche wiedererkannt…….
Ich hoffe Ihr habt euch die E-Mailadresse oder sonstige Daten von Euerm Chauffeur aufgeschrieden, damit der renovieren kann bis zu dem Tag, an dem ich mit Celio und Leonie auf Urlaub zu meiner Hütte nach dann ungefähr 20 Jahren komme. Wundert mich selbst doch, dass alles noch so erhalten ist, hatte fest mit einem eingefallenen Dach gerechnet. LG und gute Weiterfahrt. Ingo
am 7. Juni 2009 um 11:30 Uhr.
hallo ihr 2 ! könnt ihr mir ev.adressen geben wo man gebr.GOLDTRATGE 2hand erwerben kann.ich wär euch sehr dankbar,sie müßte nach PARAGUY gruß ALEx