PENINSULA VALDÉS

martinamario am 11. Dezember 2006 um 18:14

Nachdem wir uns von Matias verabschiedet hatten, verabschiedeten wir uns unterwegs auch von Rock, der zunächst nach Barriloche fahren wollte und nach ca. 100 km nach Westen abbiegen musste.

Unser Weg führte uns auf der „Ruta 3“ immer weiter nach Süden mit dem nächsten größerem „Etappenziel“, der Halbinsel Valdés. Die knapp tausend Kilometer sind wir natürlich nicht in einem durchgefahren und haben verschiedene Stopps in den kleinen Ortschaften zum Kaffeetrinken oder Einkaufen eingelegt oder haben abseits der Straße einen Spaziergang unternommen oder eben genächtigt.

Zwei bis drei Mal kamen wir an Kontrollstationen vorbei, die die mitgeführten Lebensmittel begutachteten. Man darf, laut Infozettel, weder Obst, Gemüse oder Milch- und Fleischwaren von einer Region in die andere mitführen und wenn man doch welche dabei hat, so muss man diese Waren an der Station abgeben. Von der ersten Station wussten wir und hatten vorher nichts dergleichen eingekauft und die Reste noch direkt vor der Station verzehrt. Bei der anderen allerdings hatten wir dummerweise unseren „Dreitageseinkauf“ vorher getätigt und sahen das Obst, die Wurst und das schöne Steak bereits in den Händen des Kontrolleurs… Das war es auch, aber nur kurzfristig, denn nachdem der gute Mann in 20 Minuten umständlich ein Formular ausgefüllt hat und die Waren in diesem schön aufgelistet hat, hat er uns nach Fertigstellung das Fleisch mit einer Durchschrift des Formulars wieder ausgehändigt! Wir waren uns nicht schlüssig, ob wir nun tatsächlich mit Obst, Wurst und Fleisch die Fahrt in unsere angedachte Richtung fortsetzen durften, aber nachdem er uns eine gute Fahrt nach Valdes gewünscht hat, haben wir die Richtung auch eingeschlagen. Wir haben uns gesagt, dass es einfach Sachen gibt, die man nicht verstehen muß!

 

Verstanden haben wir allerdings, dass die Halbinsel Valdés ein „Muss“ ist. Mit einer Größe von 3625 km² ist sie über einen schmalen Zugang mit dem Festland verbunden und ist weitgehend eine Wüstenregion. Interessant ist sie vor allem wegen ihrem reichen Tierleben und so haben auch wir gleich am ersten Abend staunend die Wale beobachten dürfen.

Eher zufällig bekamen wir von einem Belgier im Internetcafe den Tipp für einen Platz direkt am Strand in einer nahe gelegenen Bucht, wo man prima Wale beobachten könne. Klar, dass wir dort für die Nacht hingefahren sind und überrascht waren, gleich 5 andere Fahrzeuge anzutreffen. Das erste Mal, dass wir mit anderen zusammenstanden und das Bemerkenswerteste war wohl auch, dass wir das einzige Fahrzeug ohne Kinder an Bord waren. Und die anderen waren keine Südamerikaner im Jahresurlaub!
Kaum waren wir in der Bucht angekommen, haben wir sie auch schon gesehen. Bestimmt drei bis vier Tiere, die sich teilweise mit ihren Flossen außerhalb des Wassers gezeigt haben, geräuschvoll Fontänen in die Luft pusteten oder gar ganz aus dem Wasser gesprungen sind. Wahnsinn und das vielleicht gerade mal 50 Meter von uns entfernt.

Vor Valdés sind zwei Arten von Walen vertreten, die sogenannten Zahnwale, durch den Orca vertreten und die Bartenwale, den „Ballena Franca Austral“ (auch Südkaper), die wir in der Bucht beobachten durften. Die Bartenwale suchen zur Paarung diese geschützte Bucht auf und auch, um ihre Jungen zu werfen und die ersten Wochen groß zu ziehen, bevor sie weiterziehen.

Auf einer Rundfahrt am nächsten Tag über die Insel haben wir den weiteren Tierreichtum erleben dürfen: Guanakos, Nandus, Gürteltiere und die Tiere im und am Meer. Am Punta Norte lagen total faul Seelöwen und –elefanten am Strand herum, und ab und zu wurde man Zeuge einer schwerfälligen Bewegung, die aber in fast der gleichen Sekunde wieder abgebrochen wurde. Zu schön, dies zu beobachten.
Im Gegenteil zu den älteren Tieren bewegten sich die Jungen, erst vor ein paar Wochen geborenen, sehr agil und auch die „Jungen Wilden “führten Machtkämpfchen im Wasser durch.
Genauso agil ging es bei der Kolonie der Magellanpinguine etwas weiter südlich zu: schon am Parkplatz kamen sie uns entgegen, watschelten eifrig hin und her und ließen sich zum Glück gar nicht durch unsere Anwesenheit stören.

Nachdem uns diese 1 ½ Tage „Rundfahrt“ so gut gefallen hatten, hat es uns aber noch einmal zurück in die Bucht gezogen und wir haben noch einen Tag auf Valdés drangehangen.
Und was war die Belohnung unserer geänderten Route: Wale am nächsten Morgen direkt nach dem Aufwachen! Und das so nah, dass wir sie vom Bett aus sehen konnten. Es war sehr überwältigend für uns, die Tiere ungelogen 10 Meter von uns entfernt und insgesamt sicherlich 12 Wale, vorbei treiben zu sehen und selbst Kleinigkeiten an ihnen und sogar ihren Umgang miteinander mitzuerleben. Die Mutter ist so liebevoll mit dem Kleinen umgegangen, dass nicht viel gefehlt hätte und wir hätten Tränen in den Augen gehabt- vor Freude!!! Selbst noch nach zwei Stunden, nachdem 1 GB verknipst war (!), konnten wir sie beim Frühstück mit der Kaffeetasse in der Hand beobachten und haben den Augenblick sehr genossen.

 

EL MIRADOR

martinamario am 5. Dezember 2006 um 17:13

“Ein Tag im Leben eines argentienischen Farmers”


 Matias hatte uns zusammen mit der Einladung eine kleine Skizze zur Hand gegeben, wo wir ihn finden würden und gemeint, es wäre ganz einfach. Klar für jemanden, der das Land der Sierra de la Ventana wie seine Westentasche kennt, aber vielleicht nicht geahnt hat, dass es in der Nähe ein Hotel ebenfalls mit dem Namen „El Mirador“ gibt!
Also wurden wir, nachdem wir an der Estancia vorbeigefahren sind, beim Erfragen des Weges zum Hotel geleitet und von dort quasi durch den Nachbarn (einige  Kilometer entfernt!) zum richtigen Gatter verwiesen. Normalerweise stehen am Gatter die Namen der Estancias, doch die Familie von Matias hat dies anscheinend verpasst und wir hätten uns also an keinem Schild orientieren können.
Doch wie gesagt hat uns der Nachbar den Weg gewiesen und wir haben vor dem Gatter gehalten und Mario hat einen Erkundungsspaziergang zur Estancia unternommen. Das Farmgebäude war von der Straße und vom Gatter aus nicht zu sehen und es bedurfte einige Minuten Fußmarsch um dorthin zu gelangen. Als er nach bestimmt 30 Minuten wieder zu uns ans Gatter kam, war er erstmal total überwältigt von dem Anwesen und dann etwas enttäuscht, keinen von der Familie angetroffen zu haben. Nur ein Gaucho war dort und der hatte keinen Schlüssel für das Gatter und wusste auch nicht, wann Matias zurückkommen würde. Das hieß für uns Warten!
Rock und ich waren natürlich ebenfalls neugierig und haben auch einen Spaziergang zur Farm unternommen. Zurück am Gatter, inzwischen war es schon dunkel,  konnten wir uns über ein leckeres Nudelgericht freuen, denn Mario hatte in der Zwischenzeit gekocht!  Kaum hatten wir die erste Gabel im Mund, kam Matias um die Ecke und hat uns herzlich begrüßt. Er hatte zwar mit uns gerechnet, doch dass wir den Besuch wirklich wahr machen würden, hätte er nicht gedacht.
Umso größer war seine Freude und unsere erst, da sich nun die Übernachtungsfrage geklärt hatte. Er bot uns an, auf einer etwas entlegeneren Farm zu übernachten, einem alten Farmhaus, welches vor ca. 100 Jahren von den ersten britischen Siedlern dort erbaut wurde. Leider haben wir im Dunklen nur die Konturen erkannt, aber noch den Gaucho Nino kennengelernt, der dort ohne Elektrizität und den ganzen Schnickschnack lebt! Mit einer Kerze in der Hand hat er uns auf der Veranda stehend begrüßt und die bellenden Hunde haben ihr Übriges zur romantischen Idylle beigetragen.
Die Idylle, für uns „Tagesbesucher“ währte auch noch am nächsten Morgen, nachdem wir uns das Haus und die Gegend erstmal genauer bei Tageslicht anschauen konnten. Auf dem Dach des Hauses befanden sich sogar zwei Schießluken, von denen aus sich die Bewohner gegen die Eingeborenen verteidigt haben.
Der Tag begann früh und so holte uns Matias um 7.00 Uhr zu einem „Tag im Leben eines argentinischen Farmers“ ab. Er wollte als erstes Gras und Rinder auf eben dieser Farm kontrollieren und ist mit uns zusammen querfeldein und kreuz und quer auf den endlosen Wiesen und Feldern herumgekurvt. Klar haben wir die Qualität des Grases nicht beurteilen können, doch nach vielen Erklärungen durch Matias und vielen gesichteten Rindern konnten wir auch beurteilen, welche für den Export geeignet waren oder nicht… Nein natürlich nicht, aber es war alles super interessant und informativ. Ob zu Land oder Leuten oder Tieren, denn er hat sich auch noch die Zeit genommen, uns Carpinchos zu zeigen, die auf seinem Grund leben.
Zumal Matias nicht nur eine Farm besitzt, sondern mit seinem Vater zusammen insgesamt 5 Farmen bewirtschaftet, deren gesamte Fläche über unsere mitteleuropäische Vorstellungskraft hinausgeht! Auch die Anzahl der Tiere ist eine ganz andere und so sprach Matias von 6000 Rindern, 150 Pferden, Schafen, Hühnern und Hunden und zusätzlich noch von Getreideanbau.
Klar, dass die Familie nicht alle Farmen, die weit auseinander liegen, alleine kontrollieren und managen kann und so gibt es auf jeder Farm eine Art Verwalter, der sich um die Belange kümmert und auch die Arbeit der Gaucho´s einteilt und regelt. Und diese Arbeit wollte Matias uns auch gerne „live“ zeigen, sodass wir nach einem leckerem Mittagessen und der Siesta viele Kilometer gefahren sind, um neben dem „Nach-dem-Rechten-Sehen“ auf eine Gruppe Gauchos zu stoßen, die gerade die Rinder zusammengetrieben hatten, um sie zu zählen und zu impfen. Die meisten der Kälbchen waren in den letzten drei Wochen geboren und so war beides nötig und auch das Kastrieren der kleinen Bullen. Wie Rock so passend in einem Versprecher sagte: anstatt „egg-less“ sprach er von „bull-less“!
Bei der brütenden Hitze war es für uns schon anstrengend, den Gauchos und dem Tierarzt zu zuschauen, doch was die Männer geleistet haben war wirklich enorm. Von wegen romantisches Gaucholeben,… harte Arbeit ist das und wir haben sie echt bewundert, wie sie auf den Pferden die Rinder von weit her zusammen getrieben haben, in das Gatter geleitet haben und mit jeder Menge Körpereinsatz sortiert, geimpft, gezählt und tja, auch kastriert haben.
Schon spät geworden, wollte Matias schließlich aufbrechen und so haben wir die Rückfahrt angetreten. Als wir zurück in „unserer“ Farm waren, hat der Tachostand 370 km angezeigt und wir erfuhren von Matias, dass das nicht jeden Tag der Fall ist, aber für ihn normal sei…!
Nach diesem erlebnisreichen Tag und Abendessen bei Kerzenschein auf der Veranda sind wir glücklich und todmüde ins Bett gefallen und waren einfach nur froh über die „Bekanntschaft“ von Matias, der für uns ein Freund wurde.

“LA POSTA DEL VIAJERO EN MOTO”

martinamario am 1. Dezember 2006 um 18:34

Nach einer kompletten Woche Buenos Aires haben wir uns am Donnerstag (23. November) von der Stadt verabschiedet und sie im Laufe des Vormittags hinter uns gelassen. Wieder überraschend gut sind wir durch den Verkehr gekommen und haben sogar die Avenida 9 Julio, die Prachtstraße Buenos Aires´ mit ihren 18 Spuren, bis zur „Autopista“ befahren!

Unser Ziel war Azul, eine Kleinstadt ca. 300 km entfernt der Hauptstadt gelegen. Normalerweise wohl kaum ein Grund dort einen Stopp einzulegen, doch Mario kannte den Ort von 2003, als er mit dem Motorrad unterwegs war. Motorrad ist auch das Stichwort für die „La Posta del Viajero en Moto“, denn dort stellt Jorge allen (ursprünglich Motorrad-) Reisenden sein Haus und Hof zur Rast zur Verfügung. Das aus dieser „Rast“ oft mehrere Tage werden, ist bei den Reisenden normal, denn die Herzlichkeit und Gastfreundschaft von Jorge und seiner Frau Monica ist einfach einmalig. Und so war klar, dass auch ich diesen Ort gerne kennen lernen und Mario Jorge und Monica wieder sehen wollte.

Nach großem „Hallo“ und Wiedersehensfreude haben wir den G im Garten aufgestellt und zunächst einmal Mate getrunken. Mate, das ist für die Argentinier, Uruguayer und Paraguayer Tee, Nationalgetränk und Lebenselexier in einem. Die gedörrten, koffeienhaltigen Blätter des Yerba-Baumes werden mit heißem Wasser in einer Kalebasse aufgegossen und durch ein silbernes Röhrchen herausgesogen. Nach Belieben wird immer wieder heißes Wasser nachgefüllt und da wir uns erst an den herben Geschmack gewöhnen mussten, haben wir das Ganze zusätzlich mit Zucker getrunken.

Mit uns zusammen war Holger in der La Posta, der mit dem Fahrrad in Südamerika unterwegs ist, Rock aus Slowenien mit Motorrad und Mike aus Schottland ebenfalls mit Motorrad. Rock ist einer dieser Fälle, die von nichts wissen und per Zufall bei Jorge landen. Eigentlich wollte er nur einen kurzen Halt zum Brötchen holen in Azul einlegen und wurde dabei von Jorges Bekannten auf die „La Posta“ aufmerksam gemacht. Und bei Mike verhält es sich wie bei vielen anderen auch, denn er war auch schon mal da und kam wieder zurück, nachdem es im Süden total kalt und nass war! Dazu ist zu sagen, dass Mike bestimmt 65 Jahre alt ist, hinkend am Stock geht (!) und sich irgendwie immer wieder auf´s Motorrad schwingt, um zu reisen. Und da am ersten Abend auch noch ein paar Freunde von Jorge vorbeigeschaut haben, kamen wir sogleich in den Genuss eines Asados. Das ist „Grillen in groß“ und sehr lecker und gesellig!

Wir haben die Zeit in Azul unter anderem genutzt, um ein paar Sachen am Auto zu erledigen und so hatten wir Glück, dass uns Mattias, ein Freund von Jorge, zu einer Werkstatt gefahren hat, wo wir das Teil für den abgebrochenen Allradschalthebel nachmachen lassen konnten. Das war bis jetzt nicht weiter tragisch und der Hebel ließ sich noch betätigen, aber wer weiß, wie es sich entwickelt hätte. Und da wir schon einmal eine Werkstatt an der Hand hatten, haben wir auch gleich den halbfertigen Outdoor-Ofen mitgenommen und restliche Löcher hinein brennen lassen. Super ist dieser geworden und so konnten wir am Abend mit einem „Asado Aleman“ glänzen! Wobei wir gestehen müssen, dass die Testphase noch nicht abgeschlossen ist und sicherlich ein paar weitere Versuchsreihen laufen müssen! Also „Asado Experimental“!

In der „La Posta“ haben wir dann auch noch Tusnelda kennen gelernt, welche die Deutschlehrerin von Nazareth, Holger´s Freundin, ist. Diese hat sich sehr gefreut, uns zu treffen und sich mit uns auf deutsch unterhalten zu können. Grund für sie, uns sogleich für Sonntag zu Kaffee und Kuchen einzuladen und zusammen mit ihr, ihrer Tochter Gisela, Holger, Nazareth und Rock war es ein wunderschöner Nachmittag. Vielen Dank dafür, Tusnelda und Gisela! Und für den Mohnkuchen, Holger!

Nach 5 tollen Tagen, in denen wir uns natürlich auch Azul angeschaut haben und nicht nur in der „La Posta“ saßen, hieß es Abschied nehmen. Für uns ging es zusammen mit Rock weiter, denn wir wollten die Einladung von Mattias annehmen, ihn auf seiner Estancia ca. 300 km südlich von Azul zu besuchen.

[mygal=azul]