TIERRA DEL FUEGO

martinamario am 22. Dezember 2006 um 19:08

Feuerland- wir haben das südlichste Ziel unserer Reise erreicht!

CHILENISCHER TEIL

Von Punta Arenas aus nahmen wir die Fähre über die Magellanstraße zu dem Archipel, welcher aus der Hauptinsel Feuerland und einigen südlich vorgelagerten Inselchen besteht und der südlichste Punkt der Erde ist, der nicht vom ewigen Eis überlagert ist.

Wir hatten Glück, denn normalerweise muss die Fähre für Autos vorgebucht werden, aber an diesem Tag war für unseren „G“ noch ein Platz verfügbar. So wurde das Auto auf der Ladefläche gut verzurrt und wir haben uns in den kleinen Passagierbereich begeben. Ein kurzer Gang über die Reeling verschaffte uns den Besuch auf der Brücke, denn der Kapitän winkte uns sogleich zu sich herein und erzählte uns von Land, Leuten, Wind, Wetter und sich (!). Besonders stolz war er wohl auf sein „jugendliches“ Aussehen und betonte ungefähr dreimal, dass er jeden Tag Karate praktiziere und sich die Haare färben würde. Aha! Wir konnten nicht anders und mussten nach seinem tatsächlichen Alter fragen: 67 Jahre. Ein Jahr noch und dann würde er nach einem arbeitsreichen Berufsleben auf zahlreichen verschiedenen Schiffen in den Ruhestand gehen.

Auf dem Schiff lernten wir auch Juan kennen, der an der Anlegestelle in Bahia Chilota ein kleines Restaurant betreibt und nebenbei auch noch Touren für Touristen rund um Feuerland und Patagonien anbietet. Er hat uns tolle Infos für den chilenischen Teil Feuerlands gegeben und uns viel über Flora und Fauna und zur Geschichte der Insel und auch zu seiner Familie erzählt. Nach zweieinhalb Stunden Überfahrt erreichten wir Feuerland und um einen guten Start zu haben, wählten wir eine kleine Stärkung in Juan´s Restaurant. Mit einer gemischten „Meeres-Platte“, die vorzüglich geschmeckt hatte, überraschte er uns und so kamen wir in den Genuß von Fisch und Meeresfrüchten, die wir so sicher nicht probiert hätten. Außerdem hatten wir mit Juan eine nette Gesellschaft und viel Unterhaltung mit nützlichen Infos.

Kurz nach der Anlegestelle kamen wir durch die größte chilenische Stadt auf Feuerland, Porvenir („Hoffnung“) mit seinen 5000 Einwohnern. Recht nett, aber sehr verschlafen wirkte der Ort zur Mittagszeit, aber wahrscheinlich steppt auch sonst nicht gerade der Bär dort.

Für uns ging es auf der landschaftlich schönen Strecke in Richtung Osten und dann in den Süden und wir haben die Bahia Inutil, die nutzlose Bucht, umfahren, bis wir in das kleine Örtchen Cameron kamen. Noch einmal etwa 100 Kilometer südöstlich von dem Ort hatten wir unser Ziel, den Lago Blanco erreicht. Nicht ohne auf dem Weg einen Halt an einem alten Goldschürfbagger, der 1904 aus England importiert worden war, einzulegen und die vielen Guanakos und Nandus zu beobachten, die wieder einmal zahlreich auf dem Weg durch die Steppe vertreten waren.

Je näher wir zum See (Lago Blanco) kamen, umso grüner und waldreicher wurde es. Eine wunderschöne Zufahrt durch den Wald, in dem zahlreiche Parasiten in den Lenga- Bäume nisten und denen die Kräfte entziehen, führte uns zum See. Entweder in Form von „Männerbart“ (wie grünes Lametta), „chinesische Lampions“ (gelbe Kugeln) oder „Indianerbrot“ (geschwulstartige knoten in den Astgabeln), wie die Feuerländer zu diesen Baumschmarotzern sagen.

Am See angekommen sahen wir, dass es nur eine kleine Hütte dort gab und ein Hinweisschild auf ein Hotel, welches wir allerdings nicht entdeckt hatten. Und ganz viel wunderschöne Natur!

Die Neugier trieb uns zu der Hütte und so lernten wir Raul und seine sechs Hunde kennen, welche dort lebten und der Biberjagd nachgingen. Bzw. Raul war der Biberjäger und seine Hunde waren für die Fleischverwertung zuständig. Das Fell verkauft er und hat uns auch sogleich eine Einweisung in das Häuten eines Bibers gegeben. Etwas von ihm entfernt schlugen wir unser Lager auf und blieben erstmal ein paar Tage dort! Spaziergänge, Lagerfeuer, Lesen, Autowarten usw. waren unsere Tätigkeiten an den Tagen und abends verbrachten wir die Zeit schon früh im Schlafsack, da es an die Nullgradgrenze ging und die Standheizung ihren Geist aufgegeben hat!

Als wir am vierten Tag unsere Sachen zusammengepackt hatten und losfahren wollten, mussten wir bemerken, dass noch etwas anderes seinen Geist aufgegeben hat: unsere Starterbatterie! Na prima und das im Nichts, wo nur der Biberfänger unser Nachbar war und der bis spät abends auf Jagd war. Mario hat alle Register gezogen, um den „G“ irgendwie zum Laufen zu bringen, doch nichts half und wir lagen fest.

Entweder warten oder loslaufen und zu einem Hof gehen, der bestimmt 15 Kilometer entfernt lag und von dem wir uns aber gar nicht sicher waren, ob es dort ein Auto gab. Auf der Hinfahrt hatten wir nur einen Chilenen mit Pferd gesehen. Mario entschied sich für die zweite Option und marschierte los. Zum Glück kam ihm nach einer Stunde Fußmarsch ein Auto entgegen, in dem vier Chilenen saßen, die für ein verlängertes Angelwochenende zum See wollten. Was für ein Glücksfall für uns, denn natürlich war es für sie keine Frage uns zu überbrücken und wir konnten mit Verzögerung unsere Fahrt an dem Tag beginnen.

Weit sind wir zwar nicht mehr gekommen, aber immerhin hatten wir wieder ein interessantes Grenzerlebnis. Vom See aus, so sagte uns Juan auf dem Schiff, gab es in 20 Kilometer Entfernung einen Grenzübergang, der aber in unserer Karte gar nicht eingezeichnet war. Wir vertrauten auf die Info und sind somit nicht über den Hauptgrenzübergang Feuerlands zwischen Chile und Argentinien gefahren, sondern eben über diesen Kleinen. Auf chilenischer Seite haben sich die Grenzbeamten auch gleich aus ihrem Wohnzimmer erhoben und sich zu dritt hinter dem Schalter aufgebaut. Einer für die Personenausreise, einer für das Auto und die Aufgabe des Dritten war uns nicht ersichtlich. Er stand halt dort!

Um dann zur argentinischen Seite zu gelangen mussten wir uns erst Zugang durch ein Gatter verschaffen und schließlich durch einen Fluss fahren, der nicht gerade flach war und wir froh um unseren Allradantrieb waren. Die argentinische Zollstation wirkte noch verschlafener als die chilenische und wir waren wahrscheinlich seit Tagen das erste Fahrzeug, dass hier entlanggekommen war.

Zumindest ließ es der argentinische Grenzbeamte recht locker angehen und war peinlich berührt, als wir ihn beim Fernsehschauen von Filmen, die in der Videothek in der Ecke ab 18 Jahren stehen, erwischt hatten! Noch immer verwirrt schnallte er zunächst mal seine Pistole um und brachte auch den Rest seiner Garderobe in Ordnung, bevor er sich mit uns und unseren Pässen auseinander setzte. Den Einreisestempel hatten wir bald darauf im Pass, um dann zu erfahren, dass wir mit ihm kommen sollten, um die Formalitäten für das Auto zu erledigen. So sind wir über die Wiese hinter ihm hergestapft, um an einem anderen Gebäude zu klopfen und darauf zu warten, dass nach 5 Minuten die Tür geöffnet wurde. Total verschlafen im Schlafanzug und mit Puschen an den Füßen öffnete uns jemand und stellte sich als der Mensch vom Zoll vor. Entweder war er neu im Geschäft, zu verschlafen oder es fährt tatsächlich kein Auto über den Grenzübergang, aber der Herr hatte gar keinen Plan. Unsere Hilfe in Form einer Kopie vorheriger Zollformulare wollte er auch nicht annehmen und so haben wir uns auch nicht aufgedrängt und ihn machen lassen. 30 Minuten später standen wir mit vier Formularen in der Hand vor der Tür, wo normalerweise nur eines nötig ist!

Egal, Grenzbeamter Nummer 1 hat den Schlagbaum geöffnet und der einzige, der sich über unsere Ankunft gefreut hatte, nämlich der Hund, hat uns mit lautem Gebell verabschiedet.

 

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PUNTA ARENAS UND UMGEBUNG

martinamario am 15. Dezember 2006 um 18:09

Willkommen geheißen wurden wir auch in Chile von vielen Schafen und Schaf-Estancias, an denen wir bis Punta Arenas vorbeifuhren. In der Ferne ließen sich ein paar schneebedeckte Berge ausmachen und die große Abwechslung waren für uns einige Bäume, die am Wegesrand standen. Zwar vom Wind zu bizarren Formen „verzogen“, doch immerhin größer als Grasbüschel und knorriges Pampagestrüpp!
Wir haben unseren ersten Stopp in Chile nicht in Punta Arenas eingelegt, sondern haben 30km nördlich der Stadt den Suna Otway angefahren, wo ebenfalls eine Pinguinkolonie ist. Da es bei unserer Ankunft schon zu spät zum Beobachten war und das Gebiet geschlossen hatte, haben wir uns auf den Parkplatz gestellt und dort übernachtet. Und obwohl wir etwas windgeschützt hinter einem Zaun standen, haben wir uns nicht getraut das Dach aufzustellen. So stark blies der Wind! Also hieß es „Notfallschlaflösung“ und wir haben mit einigem Umstand und akrobatischen Turnübungen unser Nachtlager im unteren Teil des „G“ eingenommen. Eindeutig verbesserungsfähig, aber es funktioniert und war ja immerhin das erste Mal; ohne Generalprobe!
Gar nicht gerädert oder übermüdet sind wir am nächsten Morgen aufgestanden und waren aber erst richtig mit Schrecken wach, als wir den Eintrittspreis für die Kolonie entdeckt hatten. Ist Chile denn wirklich so teuer, wie uns von vielen Stellen bereits erzählt wurde?! Oder waren es besondere Pinguine?
Wir haben das mit den Pinguinen nicht herausgefunden, da wir gar keine Lust mehr verspürten, sie zu sehen. Und ja, Chile ist etwas teurer als Argentinien und die anderen Länder in denen wir bis jetzt waren.

Somit haben wir den Tag anders gestaltet und uns an die Pinguine auf Valdés und Punta Tombo erinnert. Wir sind nach Punta Arenas gefahren, welches direkt an der Magellanstraße und gegenüber Feuerland liegt. Die Superlative ist hier, dass die Stadt die südlichste Kontinentalstadt der Welt ist und sich auch als die schönste Stadt in Patagonien betitelt. Und das ist gut möglich, denn bei unserem Rundgang waren wir positiv überrascht so tolle, teilweise sehr imposante, schmucke Häuser zu sehen.
Ursprünglich wurde Punta Arenas Mitte des 19. Jahrhunderts als Strafgefangenenkolonie und Militärstützpunkt gegründet. Sie entwickelt sich aber schnell zu einer wichtigen Hafenstadt, denn alle Schiffe mussten vor dem Bau des Panamakanals durch diese Ost-West-Passage. So blieben auch Auswanderer an diesem Eckchen hängen und als die Schafzucht durch die Regierung erlaubt wurde, kam der Aufschwung so richtig in Gang. Die Besitzer der riesigen Schaf-Estancias liessen sich ihre repräsentativen Häuser im Stadtzentrum bauen und diese geben auch heute noch der Stadt ein tolles Aussehen im Zentrum.

Auch wenn die Stadt zum Bleiben einlädt, waren ein paar Stunden für uns genug und wir sind noch weiter in den Süden, zum „Fuerte Bulnes“. Das ist eine rekonstruierte Festung von 1843, die die Chilenen an strategisch günstiger Stelle erbauten, um die Meerenge zu überwachen.
Noch vor der Festung lag Puerto Hambre, der Hungerhafen, wo außer ein paar Ruinen eine kleine Fischerflotte in der Bucht lag. Mit der leisen Hoffnung, dass wir hier vielleicht günstig Königskrabben erwerben könnten, verneinten die Jungs das natürlich und boten uns aber dafür Seeigel zum Kauf an. Na prima, da wussten wir ja genau die Zubereitung! Und auf Nachfrage waren sie sich auch nicht so sicher, wie man das kocht- macht Mama wahrscheinlich vorzüglich, aber zugeschaut hatten sie noch nicht!
Noch mal 20 km weiter konnte der „G“ mal zeigen, was er alles konnte und wir sind an der Küstenstraße zum Leuchtturm „San Isidro“ gefahren. Doch kurz vor diesem  war für uns Schluß, da sich das Meer allzu viel von dem Weg genommen hatte. Mario wäre wahrscheinlich noch im Wasser gefahren, um sagen zu können, der „G“ war beim südlichsten Leuchtturm des amerikanischen Kontinents, doch da konnte ich gerade noch die Bremse ziehen und wir sind am nächsten Morgen zu Fuß hingewandert.
Und um nicht zu nerven, aber um eines noch los zu werden: der südlichste Punkt des amerikanischen Kontinents (Festland!), mit einem Kreuz gekennzeichnet, befand sich in etwa 30 km Entfernung von unserem Schlafplatz!

IMMER WEITER IN DEN SÜDEN

martinamario am 15. Dezember 2006 um 18:01

…bis es nicht mehr geht, doch dazu später!
Da uns die putzigen Magellanpinguine auf Valdés sehr gefallen haben, haben wir uns kurzerhand entschieden auch nach Punta Tombo zu fahren, wo sich ebenfalls eine Pinguinkolonie befindet. Diese soll angeblich die größte Südamerikas sein, ob das allerdings der Wahrheit entspricht können wir nicht beurteilen und bekanntlich hat ja so jeder Ort seine Superlativen?!

Aber in Punta Tombo fanden wir tatsächlich jede Menge Pinguine vor, die über ein sehr großes Areal verstreut nisteten und lebten. Die Jungen waren wohl erst vor ein paar Tagen geschlüpft, denn sie hockten noch sehr unbeholfen im Nest und wurden von Mama und Papa-Pinguin umsorgt. Eine ganze Weile hielten wir uns bei den lustigen Kerlchen auf, doch als die großen Touristenbusse kamen, hatten wir keine Lust auf die Menschenmassen und sind weiter gezogen. Immer weiter in den Süden von Patagonien!

Um nicht nur auf der Hauptstraße, der Ruta 3 unterwegs zu sein, haben wir des öfteren Abstecher an die Küste unternommen und sind zum Beispiel durch Zufall in einem kleinen verlassenen Dörfchen „Cabo Raso“  mit einem alten Friedhof gelandet. Der wunderschöne Strand hat uns natürlich zu einem herrlichen Strandspaziergang eingeladen! In der Gegend von Comodoro Rivadavia zierten jede Menge Ölbohrtürme die Landschaft und wir kamen das erste Mal so richtig mit dem patagonischen Wind in Kontakt. Zunächst stand der „G“ mit aufgestelltem Dach sehr ungünstig im Wind, sodass wir schon insgeheim befürchteten, abbauen und unten schlafen zu müssen. Doch ein kurzes Umparken mitten in der Nacht genügte und wir haben durch die Windschnittigkeit nur noch wenig rüttelnde und schüttelnde Bewegungen im Schlaf gemerkt.

Das mit dem Wind ist beim Fahren natürlich auch so eine Sache: Rückenwind spart uns etwas Diesel und Gegenwind macht sich gleich umso mehr auf der Tankuhr bemerkbar! Zum Glück fallen die Spritpreise, je südlicher wir kommen immer noch etwas, und wir brauchen nicht Unsummen in den Tank zu stecken.

Bei wenig bis gar keinem Verkehr auf der Ruta 3 durch scheinbar eintönige Pampalandschaft , gibt es doch immer irgendetwas zu beobachten und seien es ein paar Schafe, Guanakos, Flamingos oder einfach nur den Drahtzaun! Man müsste das Zaunmonopol in dieser Gegend haben, denn alles und jedes Stück Land ist eingezäunt. Und besonders, wenn man Lust auf einen Abstecher hat oder etwas zum Übernachten abseits der Straße sucht!

In der Nähe von Puerto San Julian gab es so eine Möglichkeit eines Abstechers und wir haben zum Glück das Hinweisschild zu diesem entdeckt. Und es war super, dass wir diesen „Küstenrundweg“ gefahren sind, denn so sind wir an Abschnitte des Ufers gekommen, die unheimlich schön waren. Grund genug, um zu verweilen und während ich auf Muschelsuche gegangen bin, hat Mario einen „Steinabwehrer“ aus Draht vorne an den Rammbügel gebastelt. Ein Schutz, der auf den Schotterpisten vielleicht ganz nützlich ist und uns vor Kühlerschäden aufgrund Steinschlages bewahrt, so wie wir bereits von anderen gehört haben, denen dies passiert ist. Ob wir noch etwas vor die Scheibe basteln werden, überlegen wir uns noch.
Noch ein (vorerst) letzter Besuch einer argentinischen Stadt stand uns bevor und wir haben Rio Gallegos zum Einkaufen, Telefonieren und Mailen genutzt. Die Stadt ist mit ihren 70.000 Einwohner die Hauptstadt der Region Santa Cruz und die größte in der Provinz. Sie hat nicht besonders viel zu bieten und dient hauptsächlich als Versorgungsstadt der Schaf-Estancias der Provinz.

Der Grenzübertritt nach Chile gestaltete sich als sehr einfach und schnell und nachdem wir hier einmal alle Formulare selbst ausfüllen durften, ging der Schlagbaum zügig hoch (nein, das haben wir nicht selbst gemacht!) und wir waren im fünften Land auf dem amerikanischen Kontinent angekommen.

Ach ja, erst hier haben uns unsere Kältesensoren gemeldet, dass wir uns endlich von der kurzen Hose verabschieden sollten. Tagsüber steigt das Thermometer auf 10-15 Grad und nachts geht es auch schon mal herunter bis auf 0 Grad! Und dazu natürlich der patagonische Wind!!!