CASABLANCA

martinamario am 21. Oktober 2006 um 20:54
 
 

„Schau mir in die Augen, Kleines…“ Mario hat den Satz noch nie zu mir gesagt, aber auch hier fiel er ihm nicht ein und wir brauchten somit erst gar nicht in „Rick´s Cafe“ vorbeischauen!

Doch vielleicht wäre das noch ein lohnendes Ziel gewesen, denn Casablanca ist nicht gerade die Touristenhochburg von Marokko und wir haben an einem Tag alles „Wichtige“ besuchen können.

Da steht an erster Stelle die große Moschee Hassan II, die als ein Geschenk von den Saudis direkt am und auf dem Wasser errichtet wurde. Sechs Jahre wurde an diesem prunkvollen Bau gearbeitet, bis die Moschee schließlich 1993 eingeweiht werden konnte. Im Innenraum dieser finden 25.000 Personen Platz und auf dem Platz davor wohl noch mal 80.000!

Es ist die zweitgrößte Moschee der Welt mit dem höchsten Minarett, welches 200 Meter hoch ist. Einfach riesig und fantastisch! Doch da sie noch relativ neu ist, fehlt es ihr unserer Meinung nach irgendwie an Atmosphäre, wie wir sie bereits in anderen Moscheen kennen gelernt haben.

Nach dem Besuch und der Führung haben wir die Medina aufgesucht und uns dort und in der Neustadt fast den ganzen Tag aufgehalten. Es gibt ja immer so viel zu beobachten in so einer Stadt: vom altertümlichen LKW, über schicke neue Mercedes, bis hin zum Eselgespann ist auf den Straßen alles unterwegs. Und auch die Vielfältigkeit der Menschen ist interessant.

Obwohl Ramadan war, war verhältnismäßig viel los und als Tourist ist einem sogar auch Essen und Trinken am Tag erlaubt. (Wird extra mit Schildern daraufhin gewiesen!) Als wir uns kurz vor Sonnenuntergang wieder in Richtung Hafen begeben haben, war dieser wie ausgestorben. Kein Wunder, denn bald sollte ja schließlich das Essen beginnen!

Wegen des Ramadans verzögerte sich dann auch unsere Abfahrt, da nach Sonnenuntergang niemand mehr gearbeitet und das Schiff beladen hat. Wir haben also bis zum nächsten Morgen warten müssen und um 10.30 Uhr war es soweit und wir sollten die zweitlängste Seeetappe unserer gesamten Schiffsreise in Angriff nehmen. Immerhin sind es von Casablanca bis Dakar, unserem nächsten Zielhafen, ca. 2500 km! (Und grob ausgerechnete 4300 km von Freetown nach Vitoria (Brasilien)!)

 

2500 km bedeuten drei volle Tage und Nächte auf See, wenn wir mit ungefähr 35 km/h über den Atlantik schippern. Diszipliniert wie wir nun mal sind (haha) stehen wir jeden Tag zeitig auf, um um 8 Uhr am Frühstückstisch zu sitzen und um danach gleich wieder ein Päuschen einzulegen! Das Mittagessen um 11 Uhr lasse ich ab und zu mal ausfallen, doch Mario kann sich die doppelte Portion Nudeln (als Vorspeise vor den drei weiteren Gängen) nicht entgehen lassen…

Je weiter südlich wir kommen, umso wärmer wird es und inzwischen werden die Schattenplätze an Deck schon rar!

Das Lesen, „Herumliegen“, Vokabeln lernen usw. wurde sogar schon von dem Entdecken und Beobachten von Delfinschwärmen (bestimmt 50 an der Zahl) unterbrochen und Mario und Brigitte hatten das große Glück, Wale zu sehen. Die Crew hat inzwischen auch wieder einmal eine Übung durchgeführt, bei der sie diesmal die Tauglichkeit und Handhabung der Rettungsboote erprobt haben- sehr beruhigend!

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ES GEHT WEITER NACH BILBAO

martinamario am 4. Oktober 2006 um 11:04
 
 

ES GEHT WEITER
Nachdem das Abfahrtsdatum immer wieder um einen Tag verschoben wurde, ging es dann doch am 01. Oktober weiter und am Sonntagabend hieß es endlich „Leinen los“ und „good bye“ Southampton! Das Loch war zu und die „Grande Francia“ hatte an dieser Stelle ihren neuen Anstrich erhalten.
Schon im Hafengebiet war es ziemlich stürmisch, doch was uns auf See erwartete, hätten wir uns so nicht gedacht: ein Schwanken und Schaukeln und dazu ein gleichmäßiges Schlagen eines metallenen Gegenstandes unter Deck- je nach Wellenlage. Echt beruhigend…! (Obwohl wir ja schon vorgewarnt waren und die Biscaya uns als unruhigste See bis Südamerika beschrieben wurde.)
Bis jetzt hat noch niemanden die Seekrankheit ereilt und wir erscheinen alle fleißig bei den leckeren Mahlzeiten, die wir uns dann später im Gymnastikraum oder im Treppenhaus bei Treppenläufen wieder wegtrainieren. Allerdings macht Rudern bei Wellengang nicht wirklich Spaß!

BILBAO

Laut GPS waren es von Southampton bis Bilbao 1200 km. Errechnete Ankunftszeit war ca. 9.30 Uhr am Mittwochmorgen. Soweit auch alles in Ordnung, wenn nicht wieder die Warterei auf See gewesen wäre. So kreisten wir ab 9.30 Uhr ca. 8 Stunden in der Biscaya vor Bilbao, bis wir endlich in den Hafen einlaufen durften. Zusammen mit dem Koch haben wir uns im Aufenthaltsraum „Zorro“ auf italienisch angeschaut und sprechen jetzt wahrscheinlich besser italienisch als spanisch- irgendwas läuft da verkehrt!

Ach ja, der Kapitän hat inzwischen auch die Brücke abgesperrt! Bis jetzt durften wir uns dort immer frei bewegen und wir sind gespannt, ob das eine Maßnahme wegen des Seegangs ist oder er uns für längerfristig klarmachen möchte, dass er nicht mit uns reden will. Es bleibt spannend!

Kaum hatte die „Grande Francia“ angelegt, sind wir noch am Abend von Bord gegangen und eine halbe Stunde in Richtung der nächsten Stadt „Santurtzi“ gelaufen, welche Bilbao vorgelagert ist und uns einen ersten Eindruck vom abendlichen spanischen Leben verschafft hat. Da war echt was los.
Bilbao selbst liegt 25 km vom Frachthafen entfernt und dorthin sind wir zusammen mit Marianne und Anatol am Mittwochmorgen per Taxi gefahren. Für das „Touri-Pflicht-Programm“ mit Besuch des Guggenheim-Museums, der Kathedrale und einem Bummel durch die Altstadt haben wir uns bis 16 Uhr Zeit nehmen können, da dann erst wieder Boarding Time war.

Die Rampe war schon längst oben, als noch immer Container verladen wurden. (Einer ist sogar heruntergefallen, da sich der Greifer gelöst hat und es plötzlich einen riesigen Knall gegeben hat.) Auch diese Arbeiten waren bald erledigt, sodass wir noch am Abend in See Richtung Casablanca stechen konnten. Zudem erfuhren wir, dass wir insgesamt fünf Häfen in Afrika anfahren werden- wir wussten von zwei! (Also: Casablanca (Marokko), Dakar (Senegal), Banjul (Gambia), Conakry (Guinea) und Freetown (Sierra Leone)).

SOUTHAMPTON

martinamario am 28. September 2006 um 16:29


Die Begrüßung in Southampton hätte nicht schöner sein können, denn als Mario am Morgen seine obligatorische „vor-dem-Frühstück-Deck-Runde“ gedreht hatte, kam er ganz aufgeregt zu mir in die Kabine und teilte mir mit, dass die „Queen Mary II“ einlaufen würde. Also raus auf´s Deck und beobachten, wie die Queen direkt neben unserem Werkstattterminal am „Queen Elizabeth Terminal“ angelegt hat.

 

Doch nun sitzen wir bereits seit fünf Tagen in Southampton fest, die Queen ist längst wieder weg, und wissen immer noch nicht, wann es endlich weitergehen wird. Das Loch wird irgendwie größer anstatt kleiner, aber das spricht hoffentlich für solide britische Stahlbauarbeit!

 

Southampton hat einige Sehenswürdigkeiten zu bieten: vom Titanic-Museum über verschiedene Tudor-Häuser bis hin zu einem großzügigem Park inmitten der Stadt. Eigentlich alles gut in zwei, max. drei Tagen zu schaffen, aber da wir nun schon fünf Tage hier sind, kennen wir nahezu jede Straße und wissen auch, wo wir mit dem „Free Service Bus“ überall hinkommen. Zum Glück liegen wir mit der „Grande Francia“ zentrumsnah im Hafen und müssen gerade mal fünf Minuten in die Stadt (Haupteinkaufsstraße) gehen. Auch für den Pub-Besuch am Abend ist das kein Problem und wo der Kaffee am besten schmeckt, wissen wir schon längst!

 

Um nicht nur Southampton zu erkundschaften, haben wir mit Marianne und Anatol, unseren Tischnachbarn auf der Grimaldi, am Dienstag einen Ausflug mit dem Zug nach Portsmouth unternommen. Dort gab es neben einer sehr modernen, schönen Hafenanlage einen „History Dockyard“ zu besichtigen, in welchem zwei Kriegsschiffe vergangener Zeiten ausgestellt waren: die HMS Victory (Lord Nelson´s Kriegsschiff, welches in der Schlacht von Trafalgar (1805) untergegangen ist) und die HMS Warrior (von 1860, das erste Kriegsschiff mit Stahlrumpf).

 

Die „Isle of Wight“ oder auch das Hinterland wären sicherlich attraktive Ziele, doch ohne Auto schlecht zu erreichen. Und unsere Autos sind so gut zugeparkt, dass an ein Rausfahren gar nicht zu denken ist! So verharren wir hier und warten der Dinge, die da kommen!!! Hoffentlich bald.