“SCHIFF AUF HOHER SEE….”

martinamario am 21. Oktober 2006 um 21:47
 
 

Fünf Tage nur Wasser um uns herum! Und als kleiner Punkt in diesem riesigen Weltmeer die „Grande Francia“ mit uns darauf! Wahnsinn.

So gesehen sind diese fünf Tage fast gar nichts im Vergleich zu unserer inzwischen 35 Tage (!) andauernden Schiffsreise. Und wir sind noch nicht am Ende…, d.h. angekommen!

Aber auch ohne Landgänge ging die Zeit herum und eine wirklich schöne Abwechslung hat uns die Mannschaft kurz vor der Überquerung des Äquators geboten. Ob uns eine Äquatortaufe durch Neptun bevorstehen sollte?

Um 19 Uhr waren wir auf Deck zum Barbecue eingeladen und zusammen mit der Crew saßen wir in schönster Abendstimmung bei untergehender Sonne um selbst gezimmerte Tische herum, die sogar mit Tischdecken dekoriert waren (von wegen „Männerhaushalt“!).

In einem alten, als Grill umfunktionierten Ölfass wurde ordentlich mit Holz eingeheizt und die Mengen an Steaks und Hähnchen konnten gut darauf gegrillt werden. Dazu hat der Koch in regelmäßigen Abständen große Portionen Pommes und Pasta gebracht und zusammen mit einem Bierchen oder leckeren Caipirinha wurde die Stimmung immer ausgelassener. Plötzlich aber, kurz vor der Überquerung der imaginären Linie, packte die Crew ihre Stühle und sieben Sachen und war in fünf Minuten von Deck verschwunden. Was war das denn? Auf einmal saßen nur wir Passagiere im fast Dunkeln um den Tisch herum und einzig der Kapitän gesellte sich noch zu uns. Okay, also haben wir die Taufe umgedreht und Monika, Brigitte und Marianne sind mit ihren Schminkutensilien auf den Kapitän los und haben ihm das Gesicht bemalt! Der Arme wusste gar nicht, wie ihm geschah…

Soviel zu unserer Äquatortaufe!!!

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Abwechslung war auch an einem der nächsten Tage geboten, als wir den Maschinenraum besichtigen konnten. Ausgestattet mit „Micky Mäusen“ auf den Ohren ging es in den „Keller“, um uns dort den über drei Decks gelegenen Maschinenraum erklären zu lassen.

Der 8-Zylinder Reihenmotor, der von der schwedischen Firma Sulzer stammt, hat eine Leistung von 18.000 kW und dreht 140 U/min. Er hat einen Hubraum von 3000 Litern (3.000.000ccm) und verbraucht 73 Tonnen (!) Schweröl in 24 Stunden, wobei er ständig mit gleicher Drehzahl läuft. Der Vorschub wird allein durch die Stellung der Blätter an der 5 Meter hohen Schiffsschraube reguliert.

Und diese riesigen Ausmaße werden gebraucht, damit die 214 Meter lange, 54 Meter hohe und 36 Meter breite und 56.700 BRT schwere „Grande Francia“ auf knapp 20 Knoten angetrieben werden kann!

 

Die übrige Zeit verbrachten (und verbringen) wir mit Lesen, Vokabel lernen, Sport, Essen,… und dem Beobachten von Tieren. Das sind an der Zahl zwar nicht so viele, doch neben Walen, Delfinen und fliegenden Fischen im Wasser, haben wir sogar auch zwei Grillen und einen Vogel an Bord.

CONAKRY UND FREETOWN

martinamario am 21. Oktober 2006 um 21:44
 
 

Je südlicher wir kamen, umso heißer und schwüler wurde es und wir waren im ersten Moment gar nicht so erpicht darauf, von Bord zu gehen und die klimatisierten Räume des Schiffes, als „Oase für zwischendurch“, zu verlassen!

Die Frage des Landganges stellte sich jedoch leider gar nicht, da wir erst wieder gegen Nachmittag in den Hafen von Conakry eingelaufen sind und es einfach zu spät war. Und im Dunkeln wollten wir nun auch nicht unbedingt die Hauptstadt von Guinea besichtigen! Aber es gibt im Hafen ja auch immer viel zu beobachten:

Schon das Einlaufen in den Hafen war interessant, da sie zu wenig Platz für unser riesiges Schiff einkalkuliert hatten und erst nach wiederholtem Nebelhornbetätigen unseres Kapitäns das Containerschiff vor uns am Kai einige Meter vorgefahren wurde! Da wusste auch der Letzte in Conakry, dass wir angekommen waren- eine Lautstärke hat das Horn…

Die Rampe hat gerade so auf den letzten Metern der Hafenmauer ihren Platz gefunden, aber um auch die Fracht herunterfahren zu können, mussten „schnell“ bestimmt an die 40 Container, die dort im Weg standen, wegtransportiert werden. Und das dauert bekanntlich! In Afrika noch ein bisschen länger, aber „that´s africa“ wie so schön gesagt wird!

Interessante „Entladevorgänge“ folgten und die Jungs der Crew haben anscheinend allein 400 Autos, wie sie uns gesagt haben, und mehrere Container bis spät in die Nacht hinein hier abladen müssen. Sogar der Kapitän und der Koch mussten mit ran! Wahnsinn und das ist nur ein kleiner Bruchteil unserer Ladung.

 

Am nächsten Morgen waren alle Ladevorgänge bereits beendet, als nur noch die Rampe hochgezogen wurde und wir wieder in See stechen konnten. Nach 120 km, welches die bis jetzt kürzeste Seeetappe darstellte, hatten wir Freetown in Sierra Leone erreicht. Auch wie schon zuvor in Conakry fielen uns die zahlreichen Schiffswracks auf, die im Wasser lagen und vor sich hin rotteten.

Wir konnten hier sogar gleich langsam in den Hafen einlaufen. Dieser war etwas größer als die vorherigen und mit viel Polizeipräsenz bewacht. Auffällig viel!!!

Wir begnügten uns wieder mit Beobachten, da ein Landgang hier nicht erlaubt war. Den Grund haben wir zwar nicht ganz verstanden, aber uns war auch nicht nach einem Spaziergang durch afrikanische Slum-Viertel, die direkt an den Hafen grenzten.

Nach dem Abendessen sind Mario und ich noch mal in den Keller, wie wir immer sagen (soll heißen auf Deck 3, auf dem sich die Rampe befindet) und waren nah dran, um das Ausladen der Autos zu verfolgen. Was da wieder rausgefahren, gezogen, geschubst und getragen (!) wurde und was die Jungs von der Crew bei der ganzen Arbeit noch für einen Spaß in den Karren hatten, war wirklich spitze zu beobachten. Mario hätte am liebsten mitgemacht!

Die Autos wurden von der Crew wieder nur von Bord gefahren und dort von den einheimischen Hafenleuten in Beschlag genommen. Allerdings sind wir nicht dahinter gekommen, mit welchem Prinzip es dann mit den Autos weitergeht, da sich ungefähr 11 Männer auf ein Auto stürzen und einer von denen es schließlich auf einen großen Parkplatz 100 Meter weiter fahren darf?!

Während auch hier noch weit in die Nacht hinein Autos und LKW´s von Bord gefahren wurden und vom vorderen Teil der „Grande Francia“ Container abgeladen wurden, lagen wir schon in den Kojen und waren am nächsten Morgen überrascht, als alles bereits fertig war und wir nach dem Frühstück losgefahren sind. Unsere längste Etappe sollte folgen und endlich geht es über den großen Teich!

4300 km bis Amerika!!!

DAKAR UND BANJUL

martinamario am 21. Oktober 2006 um 21:40
 
 

Am Mittwoch (11. Oktober 2006) erreichten wir um die Mittagszeit die Hauptstadt des Senegals, Dakar und konnten hier überraschenderweise recht schnell in den Hafen einlaufen und anlegen.

Was im folgenden weniger schnell war, waren die Zollformalitäten und so blieben uns nur noch ungefähr drei Stunden Zeit, um von Bord zu gehen und uns die Stadt anzuschauen. Doch um einen kurzen Eindruck zu erhalten waren diese Stunden wenigstens etwas!

Kaum waren wir mit (fast) gesamter Passagiergruppe von Bord gegangen, fing schon das Ansprechen, Handeln und Anpreisen von den verschiedensten Waren an. Zunächst davon unbeeindruckt, hat es dann doch schließlich ein Senegalese geschafft, sich an unsere Fersen zu heften und uns die Stadt zu zeigen. Und im Nachhinein war es auch gut so, denn diese Runde wären wir sicherlich nicht von alleine gegangen.

Vorbei am Bahnhof, entlang der „Schwarzmarktstraße“ passierten wir verschiedene Moscheen und auch eine große Kirche, in der gerade eine Beerdigungsfeier stattgefunden hat. Als nächstes führte er uns durch den wohlhabenderen Teil Dakars bis zum Präsidentenpalast und anderen verschiedenen Regierungsgebäuden.

Die Zeit, um wieder zurück an Bord zu gehen war gekommen und so schlugen wir nach einem interessanten Rundgang den Weg zur „Grande Francia“ ein.

 

Obwohl es bis Banjul (Hauptstadt von Gambia), unserem nächsten Stopp auf der inzwischen vierwöchigen Schiffsreise (!) nur ungefähr 160 km waren, wurde es 15 Uhr am nächsten Tag (am Donnerstag 12.10.2006) bis wir an einem sehr kleinem Pier in Banjul anlegen konnten. Diesmal waren aber keine Zollgeschichten die Ursache der Warterei, sondern die fehlende Flut!

Als uns diese schließlich genügend Wasser zum Einlaufen „brachte“, waren wir erstaunt, wie klein der Hafen von Banjul war. Es gab lediglich zwei kleine Stellen zum Anlegen und unser Schiff füllte mit seiner Größe den kompletten Pier aus. Sicherlich war die „Grande Francia“ dreimal so groß, wie das größte Haus in Banjul.

Da es leider schon zu spät für einen Landgang war, beobachteten wir das Treiben von Deck aus und auch das war ein Spektakel! Jedenfalls wissen wir nun, wo die vielen schrottreifen Autos, die in Europa niemals mehr über den TÜV kommen, ihr Ende fristen. Und sich das wirkliche „Ende“ noch Jahre hinauszögern wird! Echt irre, was da so von Bord gefahren, geschoben und geschubst wurde!

In den afrikanischen Häfen wird es von der Crew so gehandhabt, dass sie selber die Autos von Bord fahren und niemanden der Einheimischen an Bord lassen. Das ist auch beruhigender für uns und bis jetzt ist mit unseren Fahrzeugen alles ok. Zum Glück, denn wir haben schon ganz andere Sachen gehört.

 

Erst am nächsten Tag gegen Mittag konnten wir auslaufen und als wir die Sandbänke gesehen haben, wussten wir auch um das berechtigte Warten auf die Flut!

Am Freitag den 13. ging es also weiter in Richtung Conakry (Guinea) und nach 600 km sollte dort ein neuer Hafen auf uns warten.