BUENOS AIRES

martinamario am 28. November 2006 um 13:20

Ob die Dame vom Zoll ebenso wenig Schlaf gehabt hatte wie wir oder ob sie mit dem falschen Bein aufgestanden war, trauten wir uns gar nicht zu fragen, aber diese Unfreundlichkeit musste irgendeinen Grund haben. Da fällt es schwer, freundlich zu bleiben und sich immer wieder sagen zu müssen, ich will etwas von ihr und sie könnte uns die Papiere auch ganz schnell verwehren…
Sehr anstrengend, aber wir waren erfolgreich und hatten nach zwanzig Mal hin-und-her-Fragerei die Einreiseformulare für´s Auto.
Der erste Kreis hatte sich geschlossen und wir waren wieder in der Hauptstadt Argentiniens. Noch vor drei Wochen hatten wir fluchtartig die Stadt verlassen, da wir nach der Schiffsreise erstmal ein bisschen auf dem Land unterwegs sein wollten, doch nun hatten wir Lust auf „Stadt“ und machten uns auf die Suche nach einer Unterkunft.
Ich war froh, dass sich Mario hinters Steuer gesetzt hatte und uns wie ein Einheimischer vom Hafen aus durch den Berufsverkehr auf sechsspurigen Einbahnstraßen ins Stadtzentrum lenkte und manövrierte.
Ein bewachter Parkplatz war in der Nähe des Kongressplatzes schnell gefunden, doch die Suche für uns zwei Personen gestaltete sich etwas schwieriger. Wie uns in einem Hostel mitgeteilt wurde, fand gerade ein Kongress statt und genau das Viertel rund um den Platz war so gut wie ausgebucht. Doch Glück muss man haben und wir haben im „Hotel Plaza“, wenn auch nicht das „Erste“ am Platz, aber bestimmt das Günstigste noch ein Zimmer mit Bad erwischt. Und jeder von uns wohnte fast genauso teuer/billig wie unser G“ auf seinem Parkplatz!
Die zentrale Lage war genial und so konnten wir vieles erlaufen. Obwohl das Busnetz auch spitze ist und wir für weitere Strecken oder bei Konditionsproblemen auch mal darauf umgestiegen sind.
An geplante 4 bis 5 Tage haben wir immer noch mal einen Tag mehr drangehangen und es blieb spannend, wann wir uns von dieser tollen, interessanten Stadt letztendlich trennen würden…
Wie von vielen Plätzen dieser Erde sagt man auch von Buenos Aires, dass man die Stadt entweder liebt oder gerade wegen ihrer Größe hasst. Ersteres wäre etwas übertrieben, doch wir haben es genossen (auch als „Nichtstadtkinder“!), in der 13- Millionen-Stadt unterwegs zu sein und haben einen tollen Eindruck von Buenos Aires erhalten.
Und da wir an einem Donnerstag angekommen sind, haben wir unseren ersten Besichtigungspunkt auf den Plaza de Mayo gelegt. Dort nämlich demonstrieren seit der Hochphase der Militärdiktatur die „Madres de la Plaza de Mayo“ jeden Donnerstag und prangern das spurlose Verschwinden ihrer Kinder und Ehegatten an.
Und so haben wir nach und nach die Stadt besichtigt und sind alle möglichen Straßen und Ecken herum gelaufen. Im Zentrum, im Hafen, im Bankenviertel, in Recoleta, einem der reicheren Viertel von Buenos Aires, auf dessen sehenswertem Friedhof das Grab von Eva Perón (Evita) zu finden ist und in San Telmo und La Boca, zwei weiteren Vierteln der Stadt.


San Telmo haben wir unter anderem an einem Sonntag angeschaut, da dann in den Strassen und Gassen und besonders auf dem Plaza Dorrego die Künstler die Oberhand haben. Überall werden Darbietungen, ob Tango, Gesang, Pantomime oder Malerei gezeigt und es ist nett, sich treiben zu lassen und zu schauen.


Wir haben, um nach La Boca zu kommen, den Weg über den Parque Lezama gewählt, welcher eine heruntergekommene Grünanlage ist, aber anscheinend kleine Fußballtalente hervorbringt. Vielleicht hat dort ja auch Maradona begonnen? Zumindest im nahe gelegenen Stadion des Fußballclubs „Boca Juniors“, der „Bonbonera“ hat er gekickt. Ein Spiel konnten wir uns übrigens nicht ansehen, da Boca auswärts in Santa Fé gespielt hat.
Neben dem Stadion ist La Boca wegen seiner originellen Häuser berühmt. Diese sind aus Blech gebaut und wurden damals von den ärmeren italienischen Einwanderern, die sich dort ansiedelten, sehr bunt und dick mit Schiffslack bemalt. Klar, inzwischen ist alles schön für den Tourismus inszeniert, aber es gibt auch noch „normal“ bewohnte bunte Häuser. Aus La Boca stammt übrigens auch der Tango.

URUGUAY- DIE OSTKÜSTE UND MONTEVIDEO

martinamario am 22. November 2006 um 16:13

Das Landschaftsbild änderte sich natürlich nicht mit Überschreiten der Grenze und so fuhren wir weiterhin entlang des langen Sandstrandes, quasi zu unserer Linken und verschiedener Lagunen im Landesinneren zu unserer Rechten. Auch in diesem Gebiet war so gut wie nichts los auf der Straße und wir genossen es in dieser ruhigen, angenehmen Atmosphäre unterwegs zu sein und einen Abstecher in das Fischerörtchen Punta del Diabolo zu unternehmen, wo laut Reiseführer zur Hochsaison der Bär los sein soll.
Wir aber konnten fast alleine auf den vom Wasser glatt geschliffenen Felsen herumklettern und das Artigas-Monument (José Artigas war einer der bedeutenden Freiheitskämpfer Lateinamerikas) betrachten. Besonders schön ist es nicht und sieht eher aus wie ein Mann in einer Duschkabine!

In dieser einsamen Gegend, wo alle Ferienhäuser noch unbewohnt sind, war es für uns nicht schwer, einen Platz zum wild campen zu finden und das Meeresrauschen im Hintergrund ist schon fast Pflicht… Und natürlich der morgendliche Strandspaziergang! Da die Orte an der Küste uns sehr gut gefallen haben, haben wir uns für einen weiteren Abstecher, diesmal nach La Paloma, entschieden. Auch hier war alles sehr ruhig und gelassen und außer den Arbeitern beim Leuchtturm und dem Supermarktpersonal haben wir nicht allzu viele Menschen zu Gesicht bekommen. Ach halt, den Tankwart noch, der uns zugeredet hat, auf jeden Fall zur Lagune „Lagoa de Rocha“ zu fahren, da es dort wunderschön sei. Und das war es auch, wie wir später feststellen durften. Da diese flache Süß- und Brackwasserlagune einen Zugang zum Atlantik hatte und die Piste dort geendet hat, war auch für uns „Ende“ und wir bauten das Lager für die Nacht auf. In unserer Nachbarschaft standen Flamingo´s im Wasser und auch zahlreiche andere Wasservögel ließen sich zum Glück durch uns nicht stören. Ebenfalls zum Glück und zum Schutz dieses fisch- und vogelreichen Biotopes wurde auf einen Brückenbau verzichtet und der Hauptverkehrsweg führt im Landesinneren weit entfernt von den Lagunen vorbei.

An der zweiten Lagune dann hat uns das Vorhandensein eines Floßes überrascht und gefreut, da wir uns so einen riesigen Umweg sparen konnten. Mit einem kleinen Boot wurde ein Floß hin und hergezogen, auf welchem gerade so der „G“ Platz gefunden hat. Ob die drei Männer das Ganze als Hobby betreiben oder vom Staat unterstützt werden, wissen wir nicht, jedenfalls wollten die keine Pesos für den Transfer haben und auch das Trinkgeld haben wir fast auf´s Floß legen müssen. Die letzte Lagune die wir passierten, lag mehr im Hinterland und so gab es keine weiteren Hindernisse zu bewältigen und wir kamen zügig in Punta del Este an, einem Nobelbadeort von Uruguay. Quasi Sylt in groß! Staunend fuhren wir durch die Straßen, aber Lust zum Aussteigen und Flanieren kam bei uns nicht auf. Das hoben wir uns für den nächsten Tag in Montevideo auf, denn von dem Uruguay-Sylt bis zur Hauptstadt war es nicht mehr weit und wir waren am frühen Nachmittag im Vorort von Montevideo angekommen.

MONTEVIDEO

In diesem Vorort von Montevideo sollte laut Reiseführer ein Campingplatz sein , doch nach mehrmaligen Nachfragen konnte uns nur ein netter Typ einen alten Platz nennen. Na, mal sehen was das war: „Semi-Camping Alfonso“. Was bitte schön ist denn Semi-Camping?! Entweder ganz oder gar nicht, aber halbes Campen? Die Frage war bald beantwortet und es war ein in die Jahre gekommener Platz, der unter anderem auch ein Ausflugsplatz für´s Asado (Grillen) war. Noch mehr in die Jahre gekommen war der Besitzer des Platzes, Alfonso, der uns mit seinen bestimmt neunzig Jahren auf wackeligen Beinen unkrautzupfend mit einem impulsiven Wortschwall empfing. Dass wir gar nichts verstanden haben, hat ihn wenig interessiert und so war es für ihn klare Sache, dass wir für die eine Nacht seine (einzigen) Gäste sein würden, obwohl wir noch am Überlegen waren, ob wir das tun sollten. Ein halber Campingplatz ohne Dusche und fließend Wasser? Als er uns schließlich mit zwei Bonbons köderte und uns einen winzig kleinen Kessel mit Wasser warm machen wollte, sind wir (wohl mehr aus Mitleid) geblieben und haben unsere Open Air-Dusche am „G“ genutzt und uns später auf den Weg nach etwas Essbarem gemacht. Nein, nicht beim Platzwart!

Der hat uns morgens einen alten Eimer mit Wasser zum Waschen vor den „G“ gestellt und sich sehr wortreich von uns verabschiedet. Wir mussten ihn irgendwann unterbrechen und einfach losfahren, sonst ständen wir heute noch mit zwei Fragezeichen über dem Kopf vor ihm. Gut, dass wir uns lösen konnten, denn so hatten wir viel Zeit für Montevideo, dem Zentrum und der Hauptstadt Uruguays. Die Stadt, in welcher ca. 1,6Millionen Menschen leben, immerhin etwa jeder zweite Uruguayer, hat den üblichen Schachbrettgrundriß lateinamerikanischer Städte und es ist daher leicht, sich schnell zurecht zu finden. Wir haben zunächst einen Spaziergang durch die Altstadt und dann auch durch die Neustadt unternommen und waren besonders angetan von dem „Mercado del Puerto“. Diese Markthalle erinnert wegen der Stahlkonstruktion eher an einen Bahnhof, ist aber ein überdimensionales Restaurant, wo auf meterlangen Grills alle möglichen Leckereien über der Glut schmoren. Ob Rinderstücke, Würste, Hühnchen oder auch mal Paprika- da ist für jeden etwas dabei!

Für jeden Autoliebhaber, besonders wenn er Oldtimer mag, ist Uruguay ebenfalls ein Paradies. Was bei uns im Museum steht oder zu Oldtimer-Rallys aus der Garage herausgeholt wird, fährt hier im normalen Alltagsverkehr herum und rostet noch nicht einmal (fast nicht!) vor sich hin!

Am Hafen haben wir schließlich herausgefunden, dass die Fähre von Montevideo nach Buenos Aires, unserem nächsten Ziel, um ein mehrfaches teurer gewesen wäre als von Colonial del Sacramento und so war es für uns eine klare Sache, die 160 Km westlicher Richtung von Montevideo zu fahren und von dort die günstigere Fähre zu nehmen. Für die Abendfähre hat es nicht mehr gereicht, aber die 5.30 Uhr-Fähre am Morgen hat uns in drei Stunden von Uruguay nach Argentinien gebracht.

„BIENVENIDO URUGUAY“

martinamario am 18. November 2006 um 13:31


Bevor uns Uruguay herzlich willkommen heißen konnte, hatten wir eine kleine „Grenz-Odysee“ hinter uns. Nicht, dass super viel los war an diesem Grenzübergang, nein eher das Gegenteil war der Fall.

Die Brasilianer konnten an der Grenze nur unseren „G“ ausreisen lassen, d.h. die Formalitäten für das Auto erledigen. Für die Personenausreise mussten wir 20 km zurück nach Santo Vitorio do Palmar fahren, um dort bei der „Policia Federal“ die Ausreisestempel abzuholen. Na toll und das, wo wir doch sogar zuvor einen Halt in dem Städtchen eingelegt hatten und unsere letzten Reais in Kekse, Obst und Bier umgesetzt hatten!

So schlimm war es natürlich nicht und außerdem hatten wir eine lange Unterhaltung mit dem sehr freundlichen Polizisten dort, der uns viele Tipps für Nordbrasilien, seine Heimat, gegeben hat- vielleicht ein nächstes Mal, jetzt wollen wir erstmal Richtung Süden!

Als die Stempel im Pass waren, war auf brasilianischer Seite alles erledigt, wir fuhren winkend an der Grenzstation vorbei und haben auf uruguayischer Seite den Grenzposten gesucht. Zwei uns genannte Kilometer brachten uns nur in die „Duty-free-Stadt“ Chui, doch von Grenze war weit und breit nichts zu sehen.

Schließlich haben wir sie doch entdeckt und das ganze Gebäude hätte auch ein irischer Pub sein können. Der Tresen an dem die Formalitäten erledigt wurden sah wirklich aus, als wäre er aus einer Kneipe, doch der Zapfhahn fehlte und die Aufkleber an der Trennwand haben anscheinend vorbeifahrende Motorradfahrer angebracht… Und die Beamten ließen sich auch nicht gerade als Grenzbeamten identifizieren, da keiner von den dreien Uniform trug; seltsame Grenze. Doch die Papiere waren korrekt und wir konnten nach Uruguay einreisen!