BRASILIANISCHE KÜSTE

martinamario am 18. November 2006 um 13:30


Von Blumenau aus war es für brasilianische Verhältnisse nur ein Katzensprung (100 km) bis ans Meer und wir waren begeistert, als wir den Atlantik erspäht hatten.

Noch begeisterter waren wir von der Landzunge „Porto Belo“, etwas weiter südlich, und entschieden uns dort die Nacht zu verbringen. Viele kleine und größere Buchten mit herrlichen Sandstränden reihten sich aneinander und wir wussten im ersten Moment gar nicht für welche wir uns entscheiden sollten.

Im zweiten Moment aber war es recht problematisch wild zu campieren, da die meisten Buchten irgendwo ein Häuschen stehen hatten und wir uns ja nicht gerade in deren Garten stellen wollten.

Im Ort am äußersten Zipfel der Landzunge gab es einen Campingplatz direkt am Meer und so haben wir zu Vorsaisonpreisen mit Meeresrauschen im Hintergrund dort übernachtet. Natürlich nicht ohne zuvor einen ausgiebigen Strandspaziergang zu tätigen!

Nur schwer konnten wir uns von diesem schönen Fleckchen trennen, doch schon bald hatten wir ein Neues gefunden: die „Ilha de Santa Catarina“. Die Begrüßung auf dieser Insel, die mit der Hängebrücke „Hercilio Luz“ mit dem Festland verbunden ist, war zwar nicht so schön, denn man sieht als erstes die Hochhäuser der 250.000 Einwohner zählende Stadt Florianopolis. Doch sobald wir schnell an dieser Stadt vorbei gefahren waren, sahen wir die schönen Ecken der Insel. Uns hat der Weg als erstes in den Norden geführt, wo wir die Dünen von Ingleses näher erkundet haben und welch ein Zufall, dass Strandrestaurant hatte sogar noch ein Buffet aufgebaut, an welchem wir sogleich zugeschlagen haben. Buffet- oder Kiloessen ist sehr beliebt in Brasilien.

Nach dem leckerem Essen haben wir die Runde über die Insel fortgesetzt und uns schließlich bei Armacao einen Platz für die Nacht gesucht- wieder mit Meeresrauschen im Hintergrund!

 

Für die weitere Fahrt in Richtung Süden wählten wir die BR101, welches eine bis jetzt zweispurige Bundesstraße ist und eine wichtige Nord- Südverbindung darstellt. Und dies zeigte sich auch am Verkehr. So viele LKW´s und PKW´s haben wir bis jetzt noch nicht neben, hinter und vor uns auf der Straße erlebt und wir waren froh um eine Pause in Vila Nova, wo an diesem Tag eine Surfmeisterschaft stattgefunden hat. Die Promenade war voller Zuschauer, die sinnvollerweise mit Fernglas ausgestattet waren. Wir hatten unseres im „G“ liegen lassen und konnten die wagemutigen Surfer nur schemenhaft erkennen. Aber sei´s drum, die Kulisse, die Atmosphäre und der anschließende Strandspaziergang bei ordentlichem Wind und tosender Brandung waren eine willkommene Erholung.

Ach ja zur Straße wollte ich ja noch ergänzen, dass diese zweispurige Bahn zur Zeit auf vier Spuren erweitert wird, also für jede Richtung zwei Bahnen. Und das scheint das größte Straßenbauprojekt in ganz Brasilien zu sein, da sich diese Erneuerung über eine Distanz von bestimmt 200 km erstreckt. Immer mal wieder sieht man Teilstücke mit Teerdecke oder auch nur platt- und freigeräumte Piste neben der Straße und dann mal wieder gar nichts, was auf eine neue Straße hindeuten würde. Komische Bauweise.

 

Bei Torres haben wir dann die nicht schön zu fahrende Bundesstraße verlassen und sind auf eine kleinere, weniger befahrene Küstenstraße zwischen mehreren Lagunen und dem Atlantik ausgewichen. Das flache Landschaftsbild änderte sich wenig, die Rinderherden und Reisfelder blieben uns rechts und links des Weges treu und nur im Hinterland waren schwach Hügel zu erkennen.

Noch ruhiger wurde es nach Tramandai, einem netten kleinen Badeort, den wir zum Einkaufen und Bummeln genutzt haben und in welchem wir dann die Entscheidung getroffen haben, über die Landzunge nach Süden zu fahren. Wir haben uns doch noch mal lieber vergewissert, ob es an Ende der Straße eine Fähre nach Rio Grande geben würde, um nicht im dümmsten Fall die 230 km wieder zurückfahren zu müssen. Uns es gab sie, die Fähre.

Doch bis dahin hatten wir noch eine wunderschöne (Schlaglöcher-) Strecke vor uns mit sehr schönen Abstechern zum Strand oder zur Lagune „Lagoa dos Patos“, der größten in Brasilien, und eine Tierwelt, die wieder einmalig zum Beobachten war. Unterbrochen wurde die „Schweizer-Käse-Straße“ durch ein 40 km langes Sandpistenstück und im Gegensatz zum Abbremsen und Umfahren vor und um die Löcher war das ein herrliches sanftes Fahren. In Sao José do Norte schließlich gab es erhoffte und erfragte Fähre, die sich als ein Ponton herausstellte, welcher von einem Schlepper herüber nach Rio Grande gelenkt wurde. Dort, in der Industrie- und Fisch(verarbeitungs)stadt haben wir uns mit frischem Fisch für den Abend eingedeckt und die Fahrt fortgesetzt.

Allzu viel Lust zum Fahren hatten wir an diesem Tag jedoch nicht mehr und so haben wir Ausschau nach einem geeigneten Platz zum Übernachten gehalten. Und während wir Ausschau hielten, haben wir etwas ganz anderes gesehen. Carpincho´s, diese 1 Meter großen Nagetiere, Krokodile (richtig große!), Schildkröten und Unmengen an Wasservögeln. Ein Blick auf die Landkarte wies uns auf ein Naturreservat hin, doch das dort mitten durch die normale Straße führte, hätten wir ja auch nicht für möglich gehalten.

Wir sind noch etwas weiter, um nicht Krokodile oder Schlangen als Nachbarn zu haben und hatten auch bald einen kleinen Sandweg, der zu einem tollen Platz mit noch tollerer Aussicht über die Lagune „Lagoa Mirim“ führte, gefunden. Dieser Platz lag zwar direkt an einem Gatter, durch das am Abend noch 3-4 Autos durchfahren mussten, doch so hat sich Mario als „Gatterjunge“ gezeigt und wir hatten Kontakt zu den Leuten. Diese waren alle sehr nett und interessiert an uns und wir waren ganz überrascht, dass wir mit unseren paar aufgeschnappten Brocken Portugiesisch „unsere“ Geschichte erzählen konnten und sie uns sogar verstanden haben.

DIE FAHRT AN DAS MEER

martinamario am 13. November 2006 um 17:08

Eigentlich wollten wir am nächsten Tag das Wasserkraftwerk von „Itaipu“ besichtigen, doch leider fand nach unserer Ankunft dort in den nächsten vier Stunden keine Führung statt, sodass wir uns für die Weiterfahrt entschieden haben. Der „Itaipu“ Stausee ist der größte seiner Art mit einer Länge von 170 km und einer Staudammbreite von 7,7 km bedeckt er eine Fläche von 1350 km².
Die 18 Generatoren erzeugen eine Leistung von 12,6 Gigawatt und versorgen damit 25% von Brasilien und sogar 90% von Paraguay mit Strom.
Unsere Weiterfahrt ging Richtung Osten und der „G“ fuhr uns durch Landschaft, die fast der in Mittelhessen glich. Ständen nicht ein paar Palmen rechts und links des Weges, so hätte man vergessen können, dass man in Brasilien unterwegs ist, haha!
Eine Überraschung und Freude hat uns an diesem „Fahrtag“ ein kleiner Lebensmittelmarkt mit integrierter Metzgerei gemacht. Als wir uns eigentlich nur mit Milch und Brot eindecken wollten, haben wir doch tatsächlich eine Wurst entdeckt, die verdächtig wie die „Ahle Wurscht“ ausgesehen hat. Und wirklich, bei der Geschmacksprobe stand sie der guten nordhessischen Variante in nichts nach und wir haben zwei Stück für umgerechnet 80 Cent gekauft! Ihr seht, es mangelt uns an nichts; noch nicht einmal an der „Ahlen Wurscht“!!!
Das nächste positive Erlebnis hatten wir am Abend, als wir bei einer Polizeistation an der Strecke unser Nachtlager aufschlagen durften. Was gibt es Sichereres als die Polizei als Nachbarn zu haben? Bis jetzt hatten wir sowieso glücklichere Situationen mit der brasilianischen Polizei erlebt, als in Argentinien. Bei einer Kontrolle haben sie sich nicht etwa um das Auto gekümmert, sondern uns auf touristische Ziele in der Region aufmerksam gemacht!
Die weitere Fahrt Richtung Küste haben wir mit dem Besuch einer Rodeo-Veranstaltung unterbrochen und dem Beobachten eines Kolibris, der bei einer weiteren Pause ganz neugierig um unser Auto geflogen ist und ins Fenster geschaut hat.
In Pomerode, unserem nächsten Halt, hat man den Eindruck in einer deutschen Kleinstadt zu sein. Der Maibaum und die Fachwerkhäuser tragen dazu bei, aber auch die Tatsache, dass man sich gut auf deutsch verständigen kann. Den deutschen Vorfahren sei Dank.
In Blumenau dann, wo wir für die Nacht einen Campingplatz aufgesucht hatten, übertreffen sich die „Traditionen“ mit einem Oktoberfest (angeblich das zweitgrößte nach München!) und einem deutschen (Souvenir-)Viertel, welches auch außerhalb Festzeit geöffnet ist und in welchem man an die Häuserwand gemaltes Fachwerk bestaunen kann…
Anstatt einen Bierkrug zu kaufen, haben wir eine Werkstatt aufgesucht und haben bei Johann Gresser, dem Besitzer dieser (Wohnmobil-) Werkstatt ein paar Dinge erledigen lassen. Dinge, die wir vor der Abreise nicht mehr geschafft hatten. Da Johann sehr gut deutsch spricht, war alles kein Problem und die Löcher sitzen nun an der richtigen Stelle!

WASSERFÄLLE VON IGUACU

martinamario am 11. November 2006 um 13:14

Da wir gerne auf der brasilianischen Seite einen Campingplatz nehmen wollten, haben wir uns (schon spät am Nachmittag) gar nicht mehr die Wasserfälle von der argentinischen Seite angeschaut, sondern sind gleich Richtung Grenze gefahren, um dort die Formalitäten zu erledigen. Da dies anscheinend die Grenze für den „kleinen” Grenzverkehr war, d.h. für den Tagestourismus, war es den Grenzbeamten nicht geläufig uns auch für unser Auto Einreiseformulare auszustellen. Doch mit gewisser Hartnäckigkeit und Geduld unsererseits und „Computer-Anschmeissen” ihrerseits, hatten wir wenig später wichtiges Dokument in den Händen und konnten auf Campingplatzsuche gehen. Da Mario der Platz bei der Jugendherberge in guter Erinnerung war, haben wir diesen angesteuert und unser Lager aufgeschlagen.

Das Wetter war eher mäßig und so haben wir uns am nächsten Tag zunächst für einen Besuch von Ciudad del Este entschieden, welches direkt gegenüber von Foz do Iguacu in Paraguay liegt. Den „G” liessen wir ein paar Tage stehen und sind dorthin mit öffentlichen Bussen gefahren. Wir haben gestaunt, dass weder Passkontrollen noch sonstiges stattfinden und man mit dem Linienbus einfach so über die Grenze einreisen konnte. In der Stadt selbst, die auch den schönen Beinamen „Schmuggelstadt” hat, haben wir uns durch die wuseligen Einkaufsstraße treiben lassen. Echt irre, was die da alles verkauft haben. Von Socken, über Blutdruckmessgeräten bis hin zu Lebensmitteln und modernsten Elektroartikeln, einfach alles und das zu Schnäppchenpreisen. Mit dem Bus sind wir genauso problemlos wieder zurückgefahren und hätten wir etwas schmuggeln wollen, es wäre kein Problem gewesen!

Interessant war es auch, die „Mototaxis” zu beobachten, welche durch die kleinsten Verkehrslücken gerast sind.

Da das Wetter im Laufe des Tages schöner geworden ist, haben wir kurzfristig umdisponiert und sind doch noch zu den Wasserfällen auf brasilianischer Seite gefahren. Gigantisch! Das trifft es wohl ziemlich gut und die jetzt vorhandene Sonne hat alles noch viel schöner aussehen lassen. Es tobte, brodelte, brauste und rauschte und der Fluss stürzt in mehreren hundert einzelnen bis zu 70 Meter tiefen Wasserfällen hinab. Iguazú bedeutet „großes Wasser” in der Guaraní-Sprache (Ureinwohner) und kein anderer Begriff würde besser passen!

Nachdem wir den „Panoramablick” auf die Wasserfälle von der brasilianischen Seite genossen hatten, wollten wir uns am nächsten Tag die Fälle von der argentinischen Seite anschauen. Am Morgen wurden wir vom Sonnenschein geweckt und bereits um 9 Uhr hatten wir bestimmt 28°. Beim Frühstück wenig später traf dann wohl der Ausdruck „wie klein ist doch die Welt…” am besten zu. Eine Mädelgruppe kam herein und während ich noch ein wenig verschlafen meinen Kaffee schlürfte, steht plötzlich Jenny vor mir und kann es nicht fassen, mich hier in Foz do Iguacu in der Jugendherberge beim Frühstück zu treffen?!!!!

 

Jenny, die inzwischen in Köln lebt, ist die damalige Freundin von meinem Mitbewohner aus der Elfbuchenstraßen-WG in Kassel und macht zur Zeit ein Auslandspraktikum in Curritiba. Die Wochenenden nutzt sie u.a. mit den anderen Studenten, um etwas von Brasilien kennen zu lernen.

Nach dieser Überraschung und Unterhaltung, immerhin hatten wir uns bestimmt drei Jahre nicht gesehen, haben wir uns für abends auf einen Caipirinha verabredet und Mario und ich haben unser Tagesprogramm in Angriff genommen.

Mit dem Bus und mehrmaligen Umsteigen sind wir auf der argentinischen Seite des Nationalparks von Iguacu angekommen und sind mit der Park-Bahn zunächst bis zum „Teufelsrachen”, dem größtem Wasserfall mit 90 Metern gefahren. Auf Metallstegen kann man ganz nahe an die herunterstürzenden Wassermassen herangehen und es war noch viel überwältigender als auf der brasilianischen Seite. Um das gesamte Ausmaß irgendwie zu erfassen, wollten wir im folgenden die verschiedenen Wege entlang spazieren und auch auf die kleine Insel übersetzen. Allerdings wurden wir durch einen heftigen Regenguss gestoppt und konnten uns gerade noch unter dem Dach eines kleinen Infohäuschens unterstellen, um nicht ganz so klitschnass zu werden, wie die meisten anderen Besucher. Nach einer Stunde hat der starke Regen wieder aufgehört und die Sonne zeigte sich kurz am Himmel. Für uns also genau richtig, um die weitere Erkundung fort zu setzen und wir sind auf den Stegen direkt über den Fällen entlang gegangen.

Nach einem langen, anstrengenden Tag freuten wir uns auf den gemeinsamen Abend mit den Mädels und ein solcher sollte es auch werden.

19b-Iquazu-087